Dust yourself off

Ihr Lieben,

ein paar Mal habe ich diese Woche angesetzt, um euch zu schreiben. Aber jedes Mal alles wieder gelöscht, denn nichts gefiel mir wirklich. Weder wollte ich die gefühlt tausendste Meinung zum Wahlausgang schreiben, noch wollte ich euch zeigen, wie sehr mich das runterzieht. Denn wenn ich eins im Leben (und beim Bloggen) gelernt habe, dann das: Sag besser nichts, wenn Du unten bist. Sondern sammele Deine Kräfte und lass ein bisschen Zeit vergehen. Nichts ist weniger unterhaltsam, als ein Häufchen Elend.

Dennoch: Während Trumps “Grab them by the pussy” mir nur ein müdes Lächeln entlocken konnte, war Hillarys Niederlage ein echter Tritt in die Eier. Also habe ich mich auf dem Boden gewälzt und Ah und Oh gestöhnt, bis es nicht mehr ganz so weh tat. Dann bin ich aufgestanden, habe mir die Haare gewaschen und geglättet und mich in einen Raum voller Frauen gesetzt, die gerne Liebesromane lesen und schreiben. Take that for a change of moods.

Was ich dieses Wochenende auf der lit.Love 2016 mache? Ich nehme an ganz vielen Workshops teil, die von Menschen gegeben werden, die daran glauben, dass jeder aus eigener Kraft etwas bewegen kann. Und das ist genau die Art von Menschen, mit denen ich mich gerade umgeben will. Auch, weil bei mir gerade so vieles im Umbruch ist.

Mein neues Büro verlangt mir einiges ab, denn ich merke, dass ich es gar nicht mehr gewöhnt bin, Stunden am Stück konzentriert zu arbeiten. Da muss ich mich eingrooven. Aber ich sage euch: Es ist einfach so fantastisch, morgens mit dem Bus in den Arabellapark zu fahren und mir beim Bäcker noch einen coffee to go zu holen und wie “eine von denen” zur Arbeit zu gehen.

Auch der Moment, in dem ich dann mein Büro aufschließe, das Licht anmache, den Mantel ablege und meinen Laptop auspacke: Grandios. Ich bin wieder ich. Da würde ich manchmal am liebsten auf den Schreibtisch springen und meinen Arm in die Luft recken. Wie nach einem Marathonsieg. Crazy, wie gut sich das anfühlen kann, alleine in einem 18 Quadratmeter  großen Raum zu hocken.

Meine erste Tat: Ich plane mein nächstes Blogjahr. Das ist zwar immer ein Highlight, aber ich muss genau in mich reinhören. Was kann ich mir vorstellen? Wo möchte ich hin? Und was kommt nicht mehr in Frage?

Und wie um den Kreis aus Neuanfängen und Überlegungen zu schließen, ist mir während des ersten lit.Love Tages etwas klar geworden.

Ich blogge nicht, um zu schreiben. Sondern weil ich Menschen anregen möchte, zu handeln.

Dieser Satz war gestern plötzlich da, als ich so viele Autorinnen darüber reden hörte, wie gerne sie schreiben. Wie sie Verträge mit Literaturagenten abschließen (die ja gut und gerne 15% vom Kuchen abbekommen), damit die sich um die Verhandlungen kümmern. Und in Verlagen veröffentlichen, damit die das Marketing übernehmen. Alles nur, damit sie in Ruhe schreiben können. Denn das ist das, was sie möchten. In eine Geschichte eintauchen und sie meisterlich erzählen. Am besten den ganzen Tag lang.

Und da muss ich jetzt ehrlich sein. Das wäre für mich der Horror. Viel zu wenig abwechslungsreich und viel zu weit weg von euch.

Immer wieder habe ich mich ja in den letzten Jahren auch auf dieser Plattform gefragt, warum ich nicht endlich meinen Roman schreibe. Ich glaube ich weiß es jetzt. Weil ich eben nicht blogge und schreibe, um zu schreiben. Sondern weil ich Menschen anregen möchte, zu handeln.

Ich möchte was verändern. Möchte sagen, was ich sehe und höre. Die Welt nicht sein lassen, sondern mitgestalten. Und auch wenn man das sicher ganz wundervoll mit einem fantastischen Roman kann, so ist das, was ich mit euch habe, doch viel unmittelbarer. Mehr mein Ding.

Ich habe auch gar keine Lust, mich einem Thema für lange Zeit zu commiten und das dann bis ins Kleinste richtig gut auszuarbeiten. Lieber möchte ich täglich sagen können, was mich bewegt. Euch zum Lachen bringen. Hören, wie ihr das seht. Mich aufregen oder freuen und die ganze emotionale Bandbreite des Lebendigseins aufsagen und fühlen, nur um sie dann wieder zu Papier oder auf den Screen zu bringen. Kreativ sein, wo und wann es geht. Mit den Waffen und Worten meiner Wahl.

Das ist für mich Bloggen. Damit fühle ich mich wohl. Und ist es nicht herrlich, dass ich das in einem Raum mit ganz vielen tollen schreibenden und lesenden Frauen begriffen habe?

In diesem Sinne

Eure Svenja

P.S.: Und dann gab es diese Woche noch was Großes zu feiern. Aber davon bald mehr.

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10 Kommentare

  1. Genau das ist meine “Meine Svenja”! Man merkt bei deinen Texten immer, dass es dir nicht darum geht, (irgendetwas) zu schreiben, sondern dass du dich – und jetzt kommt das wichtige – UNS mitteilen willst. Und deshalb warte ich auch gerne ein paar Tage länger auf den nächsten Post – wohlwissend, dass sich das Warten gelohnt haben wird :-)
    Damit hast du in meinem Leben schon so einiges bewegt, danke.

    1. Wow – Danke Moni. Das ist ja ein tolles Feedback, das Du mir jetzt dagelassen hast. Ja, es ist wirklich so – es geht mir nicht darum, irgendwas zu schreiben, sondern mit euch zu kommunizieren. Auch weil ich das mittlerweile – ganz egoistisch – zu meiner eigenen Weiterentwicklung brauche ;-) Aber vor allem, weil ich der festen Meinung bin, dass Eine(r) alleine immer schwächer ist, als viele zusammen. Wie oft habt ihr mich mit euren Kommentaren oder Zuschriften schon auf Wege geführt, die mir vorher verschlossen waren. Das ist das wirkliche Geschenk einer Gemeinschaft – und vor allem auch das, was wir gerade brauchen. Die Kommunikationskanäle müssen gerade jetzt offen bleiben, damit wir uns weiterentwickeln. Was bringt es, sich nur im eigenen Sud zu suhlen, wenn die Realität für viele Menschen ganz ganz anders aussieht. Darum wird es mehr gehen in meinen Texten, das merke ich schon. Da wacht gerade etwas in mir auf. Auch dank euch.

  2. Heißt das jetzt die Welt hat umsonst auf den Walter-Roman gewartet? Ich möchte dich bitte gedruckt und am Stück in den Händen halten.

  3. Ja, ein toller Text und ich kann in diesem Fall auch bestätigen, ehrlich und authentisch. Du machst keinem ein X für ein U vor, sondern schreibst, was du denkst- und damit meine ich jetzt kein unreflektiertes Gebrabbel. Aber wenn du was zu sagen hast, dann sagst du es und zwar aus deinem Innersten und mit voller Überzeugung! Das macht es so gut und überzeugend. Das hat in der Tat dieser ganze Tag in einem der weltweit größten Verlagshäuser gezeigt: es ist schön, wenn wir (und damit meine ich jetzt mal wir Frauen) schreiben, noch schöner ist es, wenn wir uns dabei nicht in Ketten legen lassen: in diesen Sinne, weitermachen!!!!
    Merci vielmals für den Input, Michaela

    1. Kann ich nur so zurückgeben Michaela. Ketten brauchen wir nicht und ich denke: da kommt noch viel. Es ist eine Wahnsinnsbereicherung, wenn Frauen einfach mal gemeinsam anstatt alleine groß denken. Danke Dir. Svenja

  4. Also mir hast du schon geholfen! Oder sagen wir es mal so: Du hast mir den letzten Anstoß gegeben! Überlegt habe ich ja lange! Und ehrlich gesagt, habe ich mich schon länger gefragt, warum du deinen Roman noch nicht geschrieben hast, weil es ja eigentlich gar nicht dein Ding ist, etwas nicht zu tun! Ich habe dich als jemanden kennengelernt, der tut und etwas bewegt! Darum musste es ja etwas geben, warum du es noch nicht gemacht hast! So bleibst du uns hier erhalten???? das ist auch schön…. Liebe Grüße Dési

    1. Ja, das habe ich mich auch immer wieder gefragt, warum ich das nicht mache, denn es wäre ja so leicht. Ich kann ja schon schreiben und hätte auch Zeit. Interessant, wie man manchmal, wenn man sieht, wie sehr ein anderer Mensch für etwas brennen kann, bemerkt, dass man es selbst wohl doch nicht in dem Maße tun. Ich sage nur: Spiegelneuronen ;-)))) Liebe Grüße Desi und ich freu mich jetzt schon, Dich auf Deinem neuen Weg zu begleiten!

  5. Ich verstehe dich nicht (mehr)! Den Beitrag mit der Hengstin habe ich bestimmt 5 Mal gelesen und habe null verstanden, und zwar wegen folgender Worte: Content, snack bite, fake, geshootet, facetune, snap, extensions, percentage, Volos, Snapchat, Influencer, Parenthashtag, blessed, Instafame, Buzzfeed, Clickbaiting, Headlines, Millenials.
    Ich verstehe keines dieser Worte und damit deinen ganzen Beitrag nicht.
    Bei diesem Beitrag verstehe ich nicht mal die Überschrift, wenn ich “Dust yourself off”
    mit Bing übersetzen lasse, kommt “Staub selbst aus” als Übersetzung – ich bin ratlos. “Take that for a change of moods.” Wie bitte? Was bedeutet commiten? Kannst du nicht einfach deutsche Worte benutzen? Redest du denn auch so oder ist das nur deine Schreibsprache?
    Ratlose Grüße

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