Das Burn-In Syndrom

Wie gestern versprochen gibt es heute einen Post darüber, welche Strategien ich habe, um nicht völlig durchzudrehen. Und zwar nicht weil mein anstrengendes Leben zwischen Kochbuchshooting und Personal Training stattfindet, sondern zwischen Mann, Kind, Haus und Maus.

Bei euch ist das ja ganz genauso. Manchmal muss ich dann schon fast lachen, weil ich genau das gleiche in meinem Blog schreiben könnte, was mir mit euren Mails ins Haus flattert. Zum Beispiel die Geschichte mit dem Tag auf dem Kindersachenbasar. Die fand ich herrlich.

„Wir hatten hier einen Kindersachenbasar und da habe ich geholfen. Morgens war ich schon mal weg, um selber dort einzukaufen und mein Mann hatte die Kinder. Unsere Wohnung sah bzw. sieht immer noch katastrophal aus und ich komme heim, nix aufgeräumt und Mittag essen auch nicht gekocht… Nachmittags waren die Kids bei meinen Eltern untergebracht, da mein Mann Fußball hatte und als ich abends wieder da war, hatte ich zwei müde und anstrengende Kinder und kein Mann in Sicht… Die Arbeit auf dem Basar macht Spaß, aber war auch echt anstrengend. Aber als Mutter darf man halt nicht K.O. sein, nicht wahr? Einer muss ja weiter die Stellung halten. Und mein Plan war eigentlich, dass ich noch etwas Zeit für mich finde, da ich unbedingt nähen wollte. Das hatte sich dann erledigt. Aber heute, wobei ich gerade ein fieberndes Kind auf dem Sofa habe!!!“

Es gibt diese Tage, da denkt man, dass man gleich absäuft. Nicht weil wir Weltbewegendes erleben und über Millionen entscheiden, sondern weil wir relativ fremdgesteuert eben das erledigen, was zu erledigen ist. Oder in den Worten einer anderen Leserin:

„Alles was die Familie zusammenhält, ruht also auch nun weiterhin auf meinen Schultern (Kinder auffangen (…), Bankgeschäfte,  banale Dinge wie einen Elternabend oder Elternstammtisch besuchen….). Gar nicht so einfach, wenn man immer auf “Fremde” Hilfe angewiesen ist” (Anmerkung von meinesvenja: Der Mann dieser Leserin wohnt arbeitsbedingt nur am Wochenende Zuhause).

Ja, das höre ich auch oft. Dass die Frauen viel alleine wuppen, weil die Männer eben arbeiten, auf Geschäftsreise sind oder beruflich bedingt woanders wohnen müssen. Da bleiben die eigenen Ziele und Träume natürlich oft auf der Strecke.

„Meine jetzigen Ziele? Unser Haus abbezahlen, die Klassenfahrt für meinen Sohn finanzieren“ (meinesvenja bittet: Schreib mir bitte wie viel die Klassenfahrt kostet – ich kann hier sicher ein bisschen Geld dafür sammeln. Ich möchte nicht, dass es Dir wegen so etwas schlecht geht – das muss nicht sein, es ist „nur“ Geld!)

„20 kg abnehmen (Ja 20 -in Worten: zwanzig!!! kg). Ich hab zur Zeit bei fast allen dieser Ziele keine Ahnung wie ich das schaffen soll. Wie habt ihr das gemacht in eurem Ziele-Club? Wie schaffst du alle deine Dinge von deiner To-Do-Liste auf die Reihe zu bekommen? Wie schaffst du diese Mörder-Bauchweg-Übungen so spielend???“


„Auch Dein Tag hat nur 24 Stunden und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie man das und die Familie (ich habe 3 Kids) alles unter einen Hut kriegen kann, und dabei noch gelassen ist.“

Gut, zwei Sachen sind definitiv nicht so, wie manche von euch denken. Weder schaffe ich die Bauchübungen spielend (ich hasse Dich, Patrick) noch bleibe ich bei allem gelassen. Heute Morgen zum Beispiel, da habe ich mich mit einer Freundin getroffen und ich glaube ich habe die ganze Zeit erzählt, dass ich sooooo viel zu tun habe. Und dann schrieb mir die Freundin heute Nachmittag diese Mail:

„Unser Morgengespräch ist mir noch nachgegangen und ich habe über die kleinen Minutenfluchten aus dem Hamsterrad gegrübelt. Manchmal wird es zu viel, dann unbedingt (wenigstens kurzzeitig) auf die Bremse steigen: einen Austag ohne Beruf, Entschuldigungszettel für die Hausaufgaben wegen dringender Familienangelegenheiten und ab mit den Kindern für einen Nachmittag an den See, in den Wald…, keine langen Antworten auf die Emailpost wegen Krankheit und ausnahmsweise erst nach 48 Stunden antworten (kann man ja ankündigen) – Du weißt was ich meine, nicht umsonst gibt es immer noch einen staatlich und kirchlich gesicherten freien Sonntag!“

Und so ging es weiter:

„So und zwischendurch? Was hilft inmitten eines vollen Berufstages? Ich stelle mich zehn Minuten in den Garten. Früher, in der Agentur sind wir eine halbe Stunde durch das Viertel geschlendert, mitten im größten Stress, nach Aufforderung unseres Chefs, jawohl. Hat gut getan. Manchmal hilft beim größten Einkaufsmarathon sich einen Packen neuer Unterhosen bei H&M zu kaufen. Beim Putzen die goldenen Ohrringe einzuhängen, eine Viertelstunde durch den Zeitschriftenwald zu blättern, oder durch die Lieblingsblogs – immer nur aus sich selber schöpfen gelingt nicht auf Dauer. Mit der Eieruhr auf das Sofa legen, Augen schließen und tagträumen, wenn es klingelt kann es weiter gehen. Wie halten Deine Mädels kurz die Uhr an? An weitere Kurzauszeitenideen wäre ich auch interessiert.“

Auch ich habe über die Jahre ein paar ganz gute Strategien entwickelt, wie ich einen  Burn-Out vermeide und mir regelmäßig einen Burn-In hole. Das sind Momente, wo man vor Glück fast platzt und sich freut am Leben zu sein. Hier meine vier besten Strategien, um im Alltag nicht unterzugehen und irgendwie bei mir zu bleiben.

1.) Regeln, Regeln, Regeln
Wenn man Kinder hat, geht nichts über ein paar ganz altmodische Regeln. Und ich rede jetzt nicht nur von „Wer bringt den Müll raus“ und „Wer räumt die Spülmaschine ein“. Sondern Regeln, die MIR Freiheit verschaffen, weil andere selbständig agieren. Hier geht es nicht um einmalige Anweisungen und Botengänge, sondern um allgemeingültige Erziehung. Meine Kinder müssen abends zum Beispiel ihre Kleidung ausziehen und auf einen Stuhl legen. Früher haben sie ihre Sachen einfach nur hingeschmissen, wo sie gerade standen. Und ich habe sie dann aufgehoben. Durch eine winzige Regel wissen sie, was zu tun ist und ich habe weniger Arbeit. Spielzeug, das man mit ins Wohnzimmer genommen hat, kann man beim nächsten Gang ins Kinderzimmer auch direkt wieder wegräumen. Man kann sich selber anschnallen  und seinen Fahrradhelm nach Benutzung wieder an Ort und Stelle packen. Kinder lieben Regeln – und sie machen vieles leichter. Denn (und jetzt kommt es): Ich bin NICHT auf der Welt, um meinen Kindern alles nachzutragen, sondern um aus ihnen vernünftige und lebensfrohe Menschen zu machen.

2.) Rituale
Wir essen zusammen zu Abend, ohne dass der Fernseher läuft. Wir gehen zusammen hoch und putzen uns die Zähne und ziehen den Schlafanzug an. Wenn mein Mann nicht Zuhause ist, rufen wir ihn jeden Abend zu einer festen Uhrzeit an und berichten ihm von unserem Tag. Ich lese meinen Kindern abends mindestens zwanzig Seiten aus einem Roman vor. Mein Mann und ich fahren regelmäßig ohne Kinder weg. Wir feiern viele Feste – und da hat dann jeder aus der Familie ganz bestimmte Aufgaben. Rituale halten die Familie zusammen und geben einen ganz bestimmten Weg vor. Das verringert den Stress und erhöht die Verlässlichkeit innerhalb unseres Lebenssystems. Außerdem gibt es uns allen etwas, woran wir uns ausrichten können und worauf wir uns freuen. Rituale geben uns außerdem die Chance, Werte zu leben.

3.) Menschen und Mentoren
Für das eigene Glück umgebe ich mich oft mit den richtigen Menschen und möglichst selten mit den falschen. Ich hatte schon mal über Energieräuber geschrieben – das sind für mich die Falschen. Auch die, bei denen ich während eines Treffens mal wieder nichts mitnehme, nur Kraft reinstecke und am Ende geschwächt nach Hause gehe – während der andere wieder richtig gut drauf ist. Ich umgebe mich mit Menschen, die mich nehmen, wie ich bin und auch mal sagen, was ihnen nicht passt. Das Wichtigste ist allerdings, dass man sich Mentoren sucht. Mein Mann ist mein Mentor im Bereich Familie und Berufung. Patrick im Bereich Sport. Veronica im Bereich Mode. Es ist ganz wichtig, jemanden zu haben, den man um Rat fragen kann und mit dessen Hilfe man wachsen kann. Ich bin nicht immer nur stark und ich muss auch nicht in jedem Bereich alles wissen. Aber – ich muss jemanden kennen, den ich fragen kann. Also: Augen offen halten und vorwärts.

4.) Arbeit und Sport
Ich würde das, was ich hier auf dem Blog mache auch dann machen, wenn keiner mitlesen würde. Das glaubt ihr mir nicht? Ich blogge schon seit 2008 – aber für mich, im Stillen und unbemerkt. Man muss ausprobieren, was zu einem passt. Wenn ihr jeden Tag in die Arbeit fahrt und euch denkt: „Hoffentlich geht der Tag bald rum“ oder schon gestresst seid, bevor ihr überhaupt anfangt, dann ist das ganz einfach: DAS IST NICHT DIE RICHTIGE ARBEIT FÜR EUCH. Ihr werdet damit nicht glücklich werden und ihr müsst euch was anderes suchen. Wegen keinem Umstand der Welt muss man den Großteil seiner Zeit mit etwas verbringen, was man nicht liebt. Wen wundert es dann, dass manche einen Burn-Out haben oder dem nahe sind. Und wenn ihr jetzt sagt: „Aber ich bin Hausfrau und Mutter – ich KANN ja gar nichts ändern.“….dann stimmt das so nicht wirklich. Jeder kann was ändern – und wenn man sich „nur“ andere Mütter sucht, die in einer ähnliche Situation sind und einfach ein paar Jahre Spaß zusammen hat und sich gegenseitig unterstützt, während die Kinder heranwachsen. Solltet ihr irgendwas haben, was ihr für nicht lösbar haltet – schreibt mir davon. Ich bin fest davon überzeugt: Es gibt immer einen Weg, eine Arbeits- oder Lebenssituation zu verbessern, indem man mehr von dem tut, was man liebt. Jetzt noch eines meiner Lieblingsthemen, bei dem viele meiner Leserinnen noch innerlich abschalten – obwohl Gewichtsverlust overall auf Platz 1 eurer Ziele steht. Sport gehört zum Leben, weil wir FIT sein müssen, für alle Herausforderungen. Außerdem tut es uns gut, uns zu spüren und auch körperlich mal wieder bei uns zu sein.

Meine Lieben, das war jetzt ein sehr langer Post, weil ihr mir zu diesem Thema sehr lange Mails schreibt. Alles, was jetzt an euch zieht und euch ausbrennt, kann verändert werden. Ist übrigens einer meiner Lebenswahlsprüche: „Man kann jeden Tag sein Leben ändern.“ Dazu diese Woche noch mehr, hatte ich ja schon beim Zieleclub-Post versprochen. Und nächste Woche verlose ich etwas, das euch euren Zielen näher bringen kann – und euren Alltag definitiv verändern wird – zum absolut BESTEN.

Wenn ihr tolle Strategien habt, die euren Alltag besser machen, freue ich mich über Post von euch. Und noch Eines: Ihr schreibt mir ganz oft: „Lass doch mal alle Fünfe gerade sein.“ Daran arbeite ich – und ich hoffe, das tut ihr auch. Denn ganz ehrlich: Wer braucht einen Burn-Out, wenn er anstattdessen einen Burn-In haben kann?

In diesem Sinne wünsche ich euch einen Tag voller glücksbringender Momente
Eure Svenja

 

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