Augen auf und los

“The shit that weighs you down” hat viele Gesichter. Zu ungesund und zu viel essen, in der Vergangenheit leben und sich von der Schwiegermutter bevormunden lassen. Sich in einer unglücklichen Beziehung kleinmachen oder einem Vorgesetzten unterstellt sein, der weniger drauf hat, als man selbst. Einen Beruf ausüben, der einen nicht glücklich macht. Sich mit Menschen umgeben, die einem Energie absaugen. Dem Ex-Freund hinterhertrauern, anstatt sich für die Begegnung mit neuen Menschen zu öffnen. Rauchen. Trinken. Keinen Sport treiben.

Einige dieser Dinge tun wir aktiv und schaden damit unserem Körper – und im Nachgang auch oft unserer Seele. Alkohol trinken zum Beispiel. Um das Bier zu trinken müssen wir aufstehen, es aus dem Kühlschrank holen und öffnen. Das gleiche Spiel beim Rauchen und beim übermäßigen Essen.

Andere Bereiche wirken erst einmal eher passiv, als würden sie uns „angetan“. Was können wir dafür, wenn unsere Schwiegermutter, unser Chef oder die anderen Mütter in der Schule so schwierig sind? Wir können denen ja nicht immer aus dem Weg gehen, oder? Und dieser eine Ex-Freund – der war halt Once in a lifetime. Ist es da ein Wunder, dass wir nicht aufhören können, an ihn zu denken?

Ja, es ist ein Wunder. Denn wir können jeden Tag unser Leben ändern. Wir müssen nur wollen.

Nichts von dem, was unseren Alltag gerade ausmacht, ist beständig. Nichts unverrückbar. Alles kann ersetzt und ausgetauscht werden. Doch anstatt das in Angriff zu nehmen – könnte ja anstrengend sein – entwickeln wir jede Menge kreative Ideen, damit wir schön in unserer Comfort Zone bleiben können. Dabei fahren wir die unterschiedlichsten Strategien:

Strategie 1: Ich mache Witze darüber, dass ich mich falsch verhalte. So schütze ich mich davor, mein  Verhalten ändern zu müssen. (Das sind die dicken Frauen, die schlechte Scherze machen, wenn sie irgendwo nicht vorbeikommen, weil der Durchgang für sie zu eng ist).

Strategie 2: Bei mir ist Hopfen und Malz verloren. Ich kann mich nicht ändern, weil ich schon immer so war. (Das Totschlagargument.)

Strategie 3: Ich bin das Opfer. Mir wird etwas angetan. Ich bin hilflos und kann mich nicht wehren.

Strategie 4: Ich bin ein Egoist. My way or the highway. (Die kennen wir alle…)

Strategie 5: Ich bin eigentlich zufrieden (weil ich alles verdränge).

Strategie 6: Ich habe es probiert, aber das Wasser ist zu kalt (= es ist zu anstrengend, angsteinflößend, aufregend).

Die Wahrheit ist, dass keine Strategie der Welt bewirken kann, dass sich unser Leben NICHT verändert. Denn Leben ist nichts anderes als stetige Veränderung. Wenn wir darin zurecht kommen wollen, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als uns mit dem Fluss des Lebens zu entwickeln. Es kann immer sein, dass wir uns unsterblich verlieben, heiraten und 5 Jahre später feststellen, dass unser Partner einen Weg einschlägt, den wir nicht mitgehen wollen. Wer jetzt sagt: „Aber ich will, das alles so bleibt, wie es ist“, ist bald alleine.

In der Steinzeit wäre niemandem eingefallen, auf Veränderungen des Umfelds nicht zu reagieren. Es war eine Frage von Leben und Tod, die Augen offen zu halten und sich möglichst überlebenswirksam an die Bedingungen der Außenwelt anzupassen. Heute müssen wir keine Angst mehr haben zu verhungern, zu verdursten, oder gefressen zu werden. Aber wir müssen uns davor fürchten, seelisch zu verhungern. Unsere Talente verdursten zu lassen. Oder von Menschen, die es nicht gut mit uns meinen, dominiert zu werden. Dabei ist das Geschenk unserer Zeit doch gerade die Chance, unser Leben wunschgeleitet und nicht von Ängsten getrieben zu leben.

Dazu müssen wir allerdings unseren bequemen Platz auf dem Sofa aufgeben und vor die Tür gehen. Nach draußen, wo es manchmal regnet, stürmt und schneit und wo dann wieder unverhofft die Sonne schneit. Dorthin, wo wir neue Menschen treffen, neue Erfahrungen machen und uns im Licht all dieser Begebenheiten weiterentwickeln. Hier können wir glänzen und versagen, scheitern und wieder aufstehen, strahlen, weinen und lachen. Nur eines können wir hier nicht: Uns langweilen und uns betäuben. Oder anders gesagt: Ein Leben leben, das hinter dem, was es sein könnte, meilenweit zurückliegt.

Alles Liebe

Eure Svenja

2 Kommentare

  1. Svenja,
    Du bist der Hammer.
    Deine Worte sind SO wahr! Klar, manchmal tut Wahrheit weh – aber ich habe sie selten so deutlich schwarz auf weiss gelesen, dass es mir Gänsehaut macht.

    Habs gleich verlinkt und hoffe, dass diesen Post noch ganz viele andere lesen!

    Von Herzen,
    Wiebke

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Deine Daten in der Kommentarfunktion werden nur für diese verwendet. Weitere Informationen findest du in der Datenschutzerklärung.