Wie finde ich einen Mann?

Die Frage, wo sich der Traumprinz versteckt, hat uns ja alle schon einmal beschäftigt. Ich hatte das Glück, meinem Mann zu begegnen, BEVOR es Online Dating gab. Dafür durfte ich bei einigen Freundinnen Händchen halten, als die dann nach einer 3-monatigen virtuellen Anbahnungsphase mit langen, emotionalen Mails und Telefonaten, die ganze Nächte dauerten, sitzen gelassen wurden. Und zwar genau nach dem ersten RICHTIGEN Treffen. Und natürlich nach dem ersten Sex, denn 3 Monate Vorspiel sind dann wohl für jeden lang genug.

Wie kann sowas sein? Dass da eben noch jemand ein Foto von sich schickt, auf dem er einen Zettel hochhält auf dem steht: “Ich liebe nur Dich” (wie süüüüüüß) und dann ist es plötzlich vorbei mit den großen Gefühlen. Jetzt sollte man ja meinen: Das kann der Typ doch einfacher haben. Ich meine, COME ON….Seitensprungportale, Foren, das ganze Internet ist voll davon. Und was ist aus der guten alten Anmache in der Disco geworden? Die Wahrheit ist: Es scheint sich ein ganz neuer Männertyp herauszukristallisieren. Männer, die Emotionen empfinden wollen, aber es nicht schaffen, sie dann auch täglich zu leben. Das unterstützt der technische Fortschritt mit einem ganzen Internet williger Frauen die auf youporn die tollsten Sachen machen. Ich habe nichts gegen Pornos, aber was gegen Männer, die so viele Pornos schauen, dass sie nachher meinen, dass eine echte Frau mit echten Gefühlen und einem echten Körper dann irgendwie doch nur ein ziemlich begrenztes Repertoire drauf hat. Im Vergleich zu WAS, bitte?

Männern fällt es heute insgesamt leichter ihre Beute aufzuspüren und zu erlegen. Danach wird sie aber auch schneller uninteressant, denn sonst droht Übersättigung (die Phase, in der die Realität in Form von unrasierten Beinen zuschlägt). Erinnert mich ein bisschen an den satten Löwen, der in der Sonne liegt und das Aas den anderen überlässt. ER ist ja schon satt.

Was sollen die Frauen jetzt tun? Gestern war ich auf einer Geburtstagsfeier eingeladen. Die Location – ein richtig netter Italiener in Gründwald. 5 leckere Gänge. Die Gäste zwischen 35 und 50. Allesamt gut situiert, die meisten verheiratet. Nur zwei Frauen waren anders. Die beiden Bedienungen. Hübsch, aber too much von allem. Der Teint zu braun, das Blond zu hell und der Lidstrich zu dick.

“Ja,” hat die eine auf mein Nachfragen geantwortet. “Wir sind noch nicht verheiratet.” Und die andere ergänzte: “Es ist einfach superschwer jemanden zu finden, der sich festlegen will.” 30 und 36 seien sie jetzt und sie wüssten auch nicht, wie das weitergehen solle.

Wenn ihr mich fragt: Es war schon immer schwer, den Mann fürs Leben zu finden. Da muss so viel passen. Und noch viel wichtiger: Man muss auch offen dafür sein zu erkennen, dass sich mit genau DIESEM Mann etwas Tolles entwickeln könnte (und mit all den anderen eben nicht).

Im Zeitalter von facebook tauchen noch ganz andere Probleme auf. Das pure Vorhandensein eines “It’s complicated”-Buttons sagt ja eigentlich alles. Ich meine: bei wie vielen muss es kompliziert sein, wenn das eine Standardeinstellung ist und jetzt schon Hollywoodfilme so genannt werden? Heute kann man nicht nur per Post-It, sondern auch mit dem Ändern seines Beziehungsstatus Schluss machen. So ist das. (Ganz ätzend: Wenn man diejenige ist, die dann bei der Freundin anrufen muss, um ihr mitzuteilen, dass ER den Beziehungsstatus geändert hat, was SIE ja nicht mehr sieht, weil SIE ihn ja auf unsichtbar gestellt hat, damit seine Kommentare IHR nicht mehr weh tun.)

Ganz ehrlich: Ich kenne einige tolle Frauen zwischen 35 und 40. Mit eigenem Verdienst und beiden Beinen fest auf dem Boden. Ohne Mann. Nein, bei denen stimmt dann ja NICHT sicher irgendwas nicht. Eigentlich sind die sogar ziemlich toll. Nur dass sie immer wieder Männer treffen (und Lebenszeit mit ihnen verschwenden), die sich dann am Ende doch nicht wirklich für Zukunftspläne entscheiden können. Eben weil ja noch irgendwas Besseres kommen könnte oder weil doch bald der Sommer kommt und es einfach cooler ist, mit den Jungs am See zu grillen und Beach-Volleyball zu spielen OHNE dass da jemand auf einen wartet (oder man am Ende noch seine Freundin mitnehmen muss.)

Liebe Männer, ich weiß nicht, ob euch das klar ist: Aber Löwen, die sich immer wieder an Frischfleisch satt essen, schlafen im Schnitt 23 Stunden am Tag. Weil die Jagd jedes Mal so anstrengend ist, dass sie danach zu nichts mehr in der Lage sind. So wird das natürlich relativ schwierig mit der Weitergabe der Gene (und auch damit, dass wir euch auf Dauer ernst nehmen.)

Nur damit ihr auf dem Laufenden bleibt: Frauen zwischen 30 und 40 finden Männer sexy, die sich das Babyphone an den Hosenbund klemmen, um nicht zu verpassen, wenn das Baby aufwacht. Mit solchen Männern wollen wir Familien gründen. Wir wollen die ganz großen Gefühle. Manchmal wollen wir deshalb heiraten. Wichtiger ist uns aber das Commitment. Die Sicherheit, dass egal was kommt, ihr immer hinter uns steht, unsere Mutter ertragt und Taschentücher dabei habt. Wir wollen ein richtiges echtes Leben mit euch. Wir wollen Windpocken, Sex vor, während und nach Schwangerschaften, Familienurlaube im Bayerischen Wald, Großeinkäufe am Samstag vormittag, Kindergeburtstage im Wellenbad und ein Auto mit viel Fußraum für die Kinder. Das wollten viele von uns auch schon mit 20 – nur DA darf man das noch laut sagen. Heute nicht mehr. Und wenn man sich doch traut, ist man nicht nur eigentlich zu alt, um noch alleine zu sein. Sondern auch noch schwer vermittelbar.

Eure Svenja

 

 

 

Ein Kommentar

  1. Schönes Sinnbild, was Du da erfunden hast Svenja: Ein Babyphone am Hosenbund. In der männlichsten aller Gegenden ein Bekenntnis zur Vaterschaft. Vielleicht gibt es bildende Künstler die dieses Bild mal umsetzen mögen. Ob das so gut ist, sich das Babyphone an den Hosenbund zu klemmen? Naja, sofern die Familienplanung abgeschlossen ist, ist die Strahlung ja auch egal.

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