Miteinander und Menschlichkeit anstatt Dogmatismus

Brot_backen_5-3

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Es gibt Dinge, die bleiben einfach, wie sie sind. Zum Beispiel, dass mein Kinder Sonntagmorgens am liebsten Spiegeleier mit Toast (Lissy) und hartgekochtes Ei (ohne das Gelbe) mit Maggi (Ludwig) essen. Dass ihre Eltern gerade vegan leben, interssiert sie in dem Moment nicht die Bohne. Und das ist für mich auch völlig OK. Warum ich euch das schreibe? Weil ihr vielleicht vor ein paar Tagen mein Fazit zur veganen Challenge gelesen habt. Meine australische Leserin Ulli hat mir dazu folgenden Kommentar eingestellt:

“Hmmmmm. Dein letzter Beitrag hat mich nachdenklich gestimmt und durch den Tag begleitet. Mein Fazit ist jedoch, dass das noch nichts für mich ist. Ich sehe auch so viele Dinge, die wir in unserer Welt ändern muessen, können, sollten. Aber das kann für mich auch eine unerträgliche Last werden. Ich kaufe wo ich kann Fleisch aus landfreier Haltung, das Gleiche mit Milch, und Gemüse direkt vom Bauern (ich sag dir, das ist hier in Sydney nicht so einfach). Und als mein Sohn dann vor 3 Jahren eine Arbeit an der Schule über Schokolade machte und wir über Kinderarbeit lernten und dass diese Kinder oft nicht einmal 20 Jahre alt werden wegen der schlechten Bedingungen, haben wir gesagt ‘nur noch Fair Trade’.

Ein Junge der in einem Videoclip interviewt wurde, sagte ‘erklärt den Kindern in der westlichen Welt, dass wenn sie Schokolade essen, essen sie mein Blut.’ Wow, dass sass gleich mittendrin in meinem Herz. Aber das gleiche gilt für Kleidung, Obst, etc.

Als wir die Trockenperiode hatten (9 Jahre lang) hat sich alle 2 Wochen irgendwo in der Gegend ein Bauer umgebracht weil er nicht mehr konnte. Die Tiere verendeten, weil es nirgendwo Wasser gab, und die Saat ging nicht auf, weil der Regen fehlte. Nun kaufe ich nicht mehr viel im Supermarkt, weil die Preise dort zu billig sind (gibt es das?) und der Bauer nicht mehr viel Geld bekommt von seinen Produkten. Ich gehe auf den Farmer’s Market, wenn auch der Supermarkt nebenan ist.

Aber irgendwie merke ich, ich bin nicht der Retter dieser Welt und mache was ich kann. Aber oftmals ist das nicht genug – aber es ist ein Schritt in die Richtung, die ich mir für diese Welt vorstelle. Also, Fazit ist, dass ich das klasse finde, was du machst und ich werde es vielleicht auch irgendwann einmal angehen. Doch noch nicht. Ich schleppe genug Lasten und das ist gut so für jetzt.

Freue mich auf deine veganen Rezepte ;)

Tschau, Ulli aus dem australischen Winter”

Darauf habe ich Ulli geantwortet:

“Ach Ulli, das hast Du alles sehr schön geschrieben. Ich finde: Jeder macht, wie er kann. Toll ist doch mal wieder, dass wir uns hier gegenseitig die Augen öffnen und motivieren, achtsam mit uns, unserem Körper, anderen Menschen und unserer Umwelt umzugehen. Das ist MEIN Hauptanliegen im Leben. Ob wir dabei nun alle beim Veganen landen, ist glaube ich zweitrangig. Wichtig ist, dass die Menschlichkeit und das Miteinander siegt – und da bist Du doch ganz weit vorne! Allerliebste Grüße aus dem verregneten Sommer in den australischen Winter. Deine Svenja”

Doch danach habe ich weiter über Ullis Kommentar nachdenken müssen. Es ist schon seltsam, wie sich Frauen, die sich noch nie getroffen haben und am entgegensetzten Ende der Welt wohnen, gegenseitig zum Grübeln bringen können.

Als ich angefangen habe mit meinem Blog, da wusste ich noch nicht wirklich, wo das alles hinführen soll. Aber eins war mir schon immer klar: Ich möchte mit Menschen eine Gemeinschaft bilden, wo man sich gegenseitig motiviert und inspiriert. Nicht wertet, be- und verureilt und neidet. Was gibt es auch zu beneiden? Jeder von uns hat ein Dach über dem Kopf, die meisten eine Beziehung oder eine Familie, fast alle eine Ausbildung oder einen Beruf.

Jeder von uns sucht seinen kleinen Weg zum Glück. Wir wachsen, lernen dazu und versuchen, unser Leben bewust zu leben. Mal klappt das besser, mal schlechter. Machen wir uns nichts vor: Zeiten, in denen wir uns damit beschäftigen, Erdbeerkonfitüre einzukochen, können so schlecht nicht sein. Auf der anderen Seite habe ich beim Erdbeerkonfitüre einkochen schon einmal fürchterlich geweint, weil ich mich kurz davor mit meinem Mann gestritten hatte.

Was ich sagen will, ist: Wir Frauen können so viel schaffen, bewirken und verändern, wenn wir mit einem positiven Mindset drangehen. Gleichzeitig ein Bewusstsein für unsere Mitmenschen und unsere Umwelt zu entwickeln, ist wunderschön. Aber gleich die ganze Welt zu retten, kann –  wie Ulli ganz richtig sagt – in manchen Phasen auch zu viel sein. Da muss man sich dann auf das beschränken, was gerade zum Durchwurschteln reicht.

Ich wünsche mir, dass mein Blog für euch das ist, was er für mich ist. Ein Ort der Kommunikation, wo man sich austauschen kann, Ideen bekommt und herschenkt. Auch ich habe viele Fragen, auch ich suche immer wieder nach Wegen, die mein Leben noch erfüllender und runder machen. Dieser Blog hat mich gelehrt, dass es Miteinander und Menschlickeit gibt – ungeachtet von Pseudogrenzen wie Ländern, Glaube und Geschlecht.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir miteinander noch ganz ganz viel bewegen werden. Ob wir dabei vegan leben oder nicht – meine Güte, das müssen wir glaube ich nicht so dogmatisch anfassen. Dann nehmt ihr die Rezepte halt als Gemüsebeilage her :-) Wie ich Ulli schon geschrieben habe: Jeder, wie er mag. Und: wenn mir mal wieder nach Fleisch oder Käse ist, lasse ich euch das garantiert wissen.

Mir ist jedenfalls Eines klar geworden. Ich mag das alles nur mit euch zusammen erleben. Ihr seid wirklich eine Wahnsinnsbereicherung für mich.

Eure Svenja

12 Kommentare

  1. Du schreibst mir aus dem Herzen…..ich hab es nicht so mit geschriebenen Worten, daher ist mein Kommetar immer kurz und knapp….
    lieben Gruss Sina

  2. Liebe Svenja,

    ich las auch Deinen Beitrag über sich vegan ernähren, und was es in Deinem Leben verändert hat, genaue so bleiben mir in den Ohren besser gesagt im Kopf, was viele Challenger schreiben “nie wieder Fleisch”, “man isst kein Fleisch von glücklichen Tieren”, “Mördergenuss”, und das stimmte mich schuldig und das irritierte mich…
    Als ich den Beitrag von Ulli aus Australien las, war ich dankbar, dass jemand in der Lage war meine Gedanke so schön in Worte fassen konnte, das konnte ich nicht. Nicht so.
    Für mich zählt jetzt, dass ich erwacht bin. Ja, mir ist bewusst geworden, dass ein Tier sterben musste, wenn ich ein leckeres Lammrücken grille, aber auch dass Fleisch heute mehr auch nur das ist, es ist voll mit Masthormonen, Pestiziden von den Pflanzen, die sie essen, seien es nur Spuren oder Reste davon, Milch und Käse sind dementsprechend doch nicht so gesund wie in der WHO deklariert. Worauf kann man sich denn heute noch verlassen, wenn alles, womit man groß geworden ist, sich als eine Lüge bestenfalls eine Illusion entpuppt?
    Und mit der Antwort von Dir und Ulli heute wird mir klar worauf: auf mich, auf meine Fähigkeit zu sehen, dass man nicht auf alles einen Einfluss hat, auf mein Willen, etwas zu ändern und dennoch zu akzeptieren, dass es auch für mich eine Zeit für alles gibt. Es ist der Anfang, wenn ich die Augen aufmache und bewusster einkaufe, koche und sehe und dementsprechend bin ich ein Teil von der Veränderung, die zu passieren hat…auch wenn ich nicht JETZT SOFORT schlagartig vegan werden, auf Industriegifte und Massenanfertigung verzichte. Es geht auch Stück für Stück, petit à petit, wie wir Franzosen sagen. Danke Svenja für Deine Offenheit und Deine Worte, für diese Plattform der Kommunikation.

  3. Hallo Svenja!
    Und hallo Ulli!
    Ich lese seit einiger Zeit deinen Blog und hatte dich persönlich auch schon einmal angeschrieben, als ich einen Tiefpunkt hatte.
    Deine Antwort half mir damals sehr! Hier nochmal DANKE!
    Ich “freue” mich immer, wenn ich lese, dass ich mit meinen Ansichten, Meinung und Taten nicht alleine bin. Oft habe ich beim Lesen Tränen in den Augen. Ich bin im Moment sehr nah am Wasser gebaut, da ich mal wieder unter großer nervlicher Anspannung stehe. Deswegen ist es für mich sehr tröstlich diesen Blog lesen zu können. Bitte macht weiter so, auch Ulli am anderen Ende der Welt. Zusammen sind wir stark! Viele Grüße aus dem Rhein-Main Gebiet! Andrea

    1. Liebe Andrea. Mir geht es aehnlich – ich freue mich wenn ich diesen Blog lese und feststelle dass ich nicht alleine bin, wenn auch viele Kilometer zwischen uns liegen. Auf eine anderen Dimension sind wir ganz nahe zusammen ;) Es ist als wenn wir alle eine ‘Revolution’ starten, eine Revolution der Sanftheit, des anders machen, den Kindern ein Erbe hinterlassen auf dass wir und sie stolz sein koennen, eine Revolution des Nachdenkens und Hinterfragens von den Dingen die wir schon immer machen und auf einmal feststellen dass es auch anders geht. Ulli

  4. Liebe Svenja,
    ich lese schon ein paar Monate einfach nur mit, aber jetzt ist es Zeit zu schreiben!
    Danke ! … für die wunderbar normalen Einblicke in den Leben, dass anscheinend genauso normal chaotisch ist, wie anderswo auch
    Danke ! .. für die immer wieder wunderbaren Rezepte (ich liebe meinen Thermin ;-) )
    Danke! .. einfach dass es dich gibt und dass du deine Gedanken mit uns teilst.
    Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft mich deine Posts schon zum Nachdenken gebracht haben. Inzwischen schaue ich mir vegane Seiten im Netz an , obwohl ich es noch nicht geschafft habe, zu beginnen…
    Und gerade dieser Post von dir und Ulli macht mir irgendwie Gänsehaut. Einfach aus dem Grund, den du schon beschrieben hast. Menschen, die 1000de von Kilometern entfernt wohnen bringen sich und andere zum Nachdenken.
    Schon alleine dafür muss man dich unbekannterweise mögen und bewundern.

    Ich wünsche dir noch einen schönen Tag und uns allen noch viele tolle Posts von dir.
    Alles Liebe Steffi
    … die wahrscheinlich auch weiterhin mehr liest als postet ;-)

  5. Liebe Svenja,

    unglaublich, wie viel du mit deinem Blog bewegen, anregen und inspirieren kannst. Und das bis Australien… Danke dir dafür! Und egal, um welches Thema es bei dir geht, mir ist danach immer eines klar – wir sind viele..

    Liebe Grüße
    Deine Katja

  6. Liebe Svenja,
    wenn wir eine Bereicherung für dich sind, dann bist DU es auf alle Fälle für uns! Ich lese jetzt seit einigen Monaten dein Blog und du inspirierst mich wahnsinnig, auch für mein eigener Blog. Ich ahne so langsam was da möglich ist. Mein Motto ist: ” Zeig dein Herz und die Menschen zeigen Ihres!”
    So lebe ich schon lange und arbeite auch nach dem Prinzip.
    Ich bin froh dein Blog entdeckt zu haben (Thermomix hin oder her). Auch für mich wird es Zeit über meine andere Spielplätzen des Lebens zu schreiben und zu teilen … nur die Geschichten, die wahre, authentische Erfahrungen aus dem Herzen berühren und setzen als kleine Resonanzkörper ähnliches in Menschen frei. Teilen hilft, tröstet und bewegt. Es gibt soviel soviel Gutes und Wunderbares in dieser Welt, legen wir den Fokus auf Miteinander und Menschlichkeit dann tragen wir dazu bei das es um uns herum etwas heller und freundlicher wird. Und das ist ein Segen für viele!
    Mach weiter so, du tapfere!
    Een dikke zoen (Bussrl) von Joan

  7. Hallo Ihr Lieben!

    Zum Kommentar von Ulli möchte ich etwas sagen.
    Ulli schrieb:
    “Aber irgendwie merke ich, ich bin nicht der Retter dieser Welt und mache was ich kann. Aber oftmals ist das nicht genug – aber es ist ein Schritt in die Richtung, die ich mir für diese Welt vorstelle.”

    Kennt Ihr diese Geschichte?

    The Star Thrower – Der Sternewerfer
    In seinem Buch „The Star Thrower“ beschreibt Loren Corey Eiseley, ein literarischer Naturwissenschaftler (03.09.1907 – 09.07.1977), wie er eines Morgens am Strand spazieren ging und eine Beobachtung machte, die sein Leben verändert.

    Der Sternewerfer

    Die Flut hatte in der Nacht Tausende von Seesternen an den Strand gespült. Eiseley sah einen Jungen im Sand knien, der einen Seestern nach dem anderen aufsammelte, um ihn dann ins Meer zurück zu werfen.

    Nachdem er dem Jungen einige Minuten zugeschaut hatte, fragte Eiseley ihn, was er da tue. Der Junge richtete sich auf und antwortete:

    „Ich werfe Seesterne ins Meer zurück. Es ist Ebbe und die Sonne brennt herunter. Wenn ich das nicht tue, dann sterben sie.“

    Eiseley schaute verwundert, um dem Jungen dann klar zu machen, daß seine Aktivität fruchtlos war, und antwortete:

    „Aber junger Mann, ist Dir eigentlich klar, daß hier Kilometer um Kilometer Strand ist? Überall liegen Seesterne herum. Die kannst Du unmöglich alle retten, das hat doch keinen Sinn.“

    Der Junge hörte höflich zu, bückte sich, nahm einen weiteren Seestern auf, warf ihn ins Meer zurück, lächelte und sagte:

    „Aber für diesen hat es einen Sinn.“

    War der Junge in der Lage, alle Seesterne an diesem Tag zu retten? Nein, sicherlich nicht, aber er fühlte sich dafür verantwortlich, was in seiner Reichweite lag. Es hatte nicht für viele Seesterne einen Unterschied gemacht, wohl aber einige wenige hatten die Chance, mindestens einen weiteren Tag zu überleben.

    Also, sagt bitte NIE: „Ich kann doch nichts ändern.“

    Doch!!! Wir alle können etwas ändern. Und wenn es unsere Sicht der Dinge ist. Alles zählt.

    Wer etwas bewegen will, braucht Anstöße … und zwar Denkanstöße.

    Wir denken doch oft “Ich alleine kann doch nichts ausrichten…. “.. .aber wer sagt Dir, dass das nicht die HALBE MENSCHHEIT denkt??? Stell Dir vor, wir entdecken, dass wir alle so denken aber jeder von uns dachte, etwas zu verändern hätte eh keinen Sinn????

    Ich habe auch Tage, in denen ich wieder in meiner dunkelgrauen Frustschleife hänge, tief traurig bin über das, was die Menschheit mit ihren Gefangenen und Sklaven, den “Nutz”tieren macht… was ich früher auch gefördert und unterstützt habe! Ich denke manchmal auch, es würde sich NIE was ändern und habe ein schlechtes Gewissen, meinen Kindern so eine desolate Zukunft zu überlassen. Dann ändere ich aber wieder meinen Blickwinkel und mache mir bewusst, was allein in den letzten zwei Jahren schon passiert ist, allein in der veganen Bewegung.
    Wenn wir unsere Macht ausnutzen, als Konsumenten, könnte man sogar Unvorstellbares bewegen, zur Verbesserung der Lebensumstände der Tiere auf unserem Planeten. Derzeit gibt es noch nicht mal ein Tierschutzgesetz für Milchkühe, kann man sich das vorstellen? Es ist sooooo viel möglich, und WIR haben es in der Hand.

    Also, sagt bitte NIE: „Ich kann doch nichts ändern.“ :-)

    Wir können. Und zwar SOWAS von! :-) :-)

    Liebe Grüße, Nici

    1. Liebe Nici, das ist ja eine wunderschöne Geschichte. Danke, dass Du sie mit uns geteilt hast. Ich bin da völlig bei Dir. Wir können was ändern – und wir werden was ändern! Deine Svenja

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