Wenn ich an meine Kinder denke wird mir heiß und kalt und ganz ganz innig und gar nicht allein. Und wehmütig. Wehmütig wird mir auch. Und das, obwohl meine Tochter direkt neben mir sitzt.
Nur weiß ich halt, dass das nicht für immer ist. Dass das Kind bald geht und wir dann zusammen erwachsen werden. Obwohl meine Tochter neulich sagte: “Mama, das kleine Mädchen geht nie weg. Und wenn Du es nur in Deinem Herzen trägst.”
Und so mache ich das. Ich trage meine Tochter in meinem Herzen und meinen Sohn auch. Weil ich merke: Die Zeit, in der ich sie beschützen kann, die ist bald vorbei.
Gestern erzählt mir mein Sohn, dass in seinem Religionsunterricht ein Junge ist, der sich kaum mehr in die Schule traut. Denn als er einmal morgens in die Schule gegangen ist, ist seine Mutter gestorben. Und jetzt hat er immer, wenn er in die Schule geht, Angst, dass wieder jemand stirbt.
Und wie mein Sohn mir das erzählt muss ich schlucken und er schaut mich an und sagt: “Und weißt Du Mama, der tut mir so wahnsinnig leid.”
So wie meinem Sohn fast alles leid tut, weil er ganz genau beobachtet, wie es Menschen geht. Als wir letztes Jahr seinen Geburtstag in einem Indoor Spielplatz gefeiert haben, war da ein kleiner Junge mit einem Dreirad. Das haben ihm ein paar ältere Jungen weggenommen und er hat geweint.
Das fand Ludwig so ungerecht, dass es ihn tagelang beschäftigt hat. Immer wieder hat er über den Jungen gesprochen und sich gefragt, wie es ihm wohl jetzt geht.
Wenn Ludwigs Freunde in der Schule unfair behandelt werden, erzählt er mir davon und findet, dass ich darüber mit der Lehrerin sprechen sollte. Wenn es einem seiner Freunde schlecht geht, weil sich seine Eltern nicht mehr gut verstehen, schildert er mir ganz detalliert, wie der Junge darüber spricht “mit so einer kratzigen Stimme, Mama”.
Er erzählt mir, wie er sich hält “weißt Du, so vorneübergebeugt mit hängendem Kopf, als hätte er verloren”. Und ich muss mich dann immer zusammenreißen, denn ich merke, dass in solchen Momenten manchmal die Last der ganzen Welt auf den Schultern meines kleinen Jungen liegt.
Aber er sieht auch das Gute, möchte immer eine Lösung finden. “Und weißt Du Mama, dann habe ich mir überlegt: Wir laden die alle mal ein, weil dann haben sie doch eine Chance, sich wieder näher zu kommen.”
Wenn ich an meine Kinder denke, dann sehe ich, wie meine Tochter sich auf das Leben freut und sich immer auf alles vorbereitet. Jede gemeinsame Unternehmung ist ihr wichtig. Und je wichtiger ihr etwas ist, desto länger überlegt sie was sie anzieht, welche Frisur sie macht, ob sie ein bestimmtes Buch oder Spielzeug mitnimmt, ob sie eine Wasserflasche braucht oder ein paar Snacks und ob die Snacks auch für andere reichen müssen. Fragt beim Rausgehen ob wir unterwegs Regenjacken brauchen oder vielleicht eine Picknickdecke – für den Fall der Fälle. Sie übernimmt gerne Verantwortung – auch für ihren kleinen Bruder.
Wenn ich an meine Kinder denke, dann denke ich daran, wie oft mein Sohn, der Masterjoker, mich schon zum Lachen gebracht hat. Mit Sätzen wie:
„Du weißt nicht, wie sehr ich Dich liebe – ich könnte Dich bis ins Weltall schmeißen und zurück.”
oder
“Mama, wir haben vergessen, Dir Chips mitzubringen.“ „Echt jetzt?“ „Ja, aber wir haben uns gedacht, das ist nicht so schlimm. Wir haben nämlich einen Rotwein und einen Weißwein.“
Wenn ich an meine Kinder denke, dann denke ich daran, dass ich die einzige bin, die weiß, dass meine Tochter früher immer Miau gesagt hat, wenn es ihr gut ging – und heute summt, wenn es ihr gut schmeckt.
Dass mein Sohn aus Badewanne Wannebade, aus Massage Maschase und aus Lasagne Salagne gemacht hat – und wir das deshalb heute alles noch so nennen.
Und dann ist da noch eins: Wenn ich an meine Kinder denke und wie sie größer werden, dann denke ich auch an meinen Mann.
Den Mann, mit dem ich sofort Kinder haben wollte.
Mit dem ich erst nach dem zweiten Kind das erste Mal über Verhütung nachgedacht habe weil ich wusste, dass ich mit ihm genau diese Kinder bekommen werde.
Diese Kinder, die mich so glücklich, stolz und wehmütig machen, wenn ich an sie denke.
Eure Svenja
P.S.: Und was passiert eigentlich, wenn Kinder später an ihre Eltern denken? Vorsicht – Tränengefahr.
15 Kommentare
Uff und Punkt. Ich kam nicht mal bis zum Trailer, da waren schon die Freudentränen! Dankeschön.
Samstag Morgen: ein leckeres Frühstück und dieser geniale Blogpost. So glücklich bin ich schon lange nicht mehr ins Wochenende gestartet. Ich habe noch keine Kinder, doch ich freue mich schon sehr wenn es so weit ist und bis dahin schau ich mir noch ein paar Tipps und Tricks bei dir ab. Vielen herzlichen DANK!
Liebe Tamara, Du hast ja so ein Glück, denn Du hast so viel Tolles, was vor Dir liegt.
Liebe Svenja, ich lese diesen Post auf dem Weg zum Flughafen. In zwei Stunden geht mein Flug, der mich nach Hause zu meinen Kindern bringt und ich könnte grade losflennen, weil ich mich so freue und dein Post dieses Gefühl noch verstärkt.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit deiner Familie!
GLG Nicole
Sehr berührend und so treffend ehrlich… es ist immer wieder schön von dir zu lesen. Hab ein schönes Wochenende und genieß die Zeit mit deinen Lieben – das tu ich jetzt auch ????
<3 wunderschön geschrieben
So schön und so wahr…. Habe direkt nochmal meine Kinder geknuddelt, die gerade in Unterwäsche fröhlich durch die Wohnung toben, denn es ist Wochenende :-)
Den Trailer kann ich mir noch gar nicht ansehen. Muss mich erst mal wieder fangen . Besser hättest du es nicht beschreiben können, liebe Svenja. Was für eine schöne Liebeserklärung. Und dass ich die wertvolle Zeit mit den Kindern so genießen kann, daran hast du mit deinen vielen Anregungen auch einen großen Teil beigetragen .
Alles Liebe
Katja
Liebe Svenja, herzwunderallertollst geschrieben – und ja : die Zeit sollten alle genießen, denn es geht alles schnell und dann bekommt man letzte Woche gesagt: “Du Mama, das mit dem Gute-Nacht-Kuss möchte ich jetzt nicht mehr!” Da hilft dann nur ein Mantra mit “Loslassen-oohmm” oder so…
Liebe Grüße
Maike
Hallo Svenja,
das passt wie die Faust aufs Auge, gerade in dieser Woche hatte ich ganz ähnliche Gedanken ( wie lustig, was liegt da in der Luft?) beim ” Anblick” meiner Kinder.
Den Anstoß gab eigentlich dein Post zur weiterführenden Schule, das steht uns nämlich bevor….
Gleichzeitig hat die Kleine die ersten Schulwochen hinter sich gebracht, auch das war ein so großer Schritt, der mich so unendlich stolz und wehmütig zu gleich macht.
Danke für Deine Zeilen, wir starten heute in die Herbstferien; freue mich dann wieder von Dir zu lesen!
Liebe Svenja, meine Kinder sind 4 Jahre und 7 Monate alt. Erst mit meinen Kindern habe ich erlebt was es heißt, so richtig an die persönlichen Grenzen zu stoßen. Auch jetzt bin ich körperlich wieder völlig ausgelaugt und übernächtigt. Aber wenn ich genau in diesem Augenblick an meine Kinder denke, die gerade (mal sehen wie lange) friedlich in ihren Betten schlummern, durchfährt mich eine Wärme und ein Glück, das ich erst kenne, seitdem ich meine Kinder habe. Dein Post spricht mir als Mama aus der Seele und mein Mann und ich freuen uns auf jeden einzelnen Tag gemeinsam mit ihnen. Auch wenn mir jetzt schon oft bei meinem Sohn Angst und Bange wird, wie selbstständig und eigenständig er mit jedem einzelnen Tag wird. Umso stolzer kann man sein, wenn einem bewusst wird, wie toll die eigenen Kinder sind.
Und deine Kinder hören sich nach ganz tollen Kindern an, die empathisch und offen in die Zukunft gehen. Sei stolz drauf!
Ich weine vor Rührung und Glück weil das alles mir aus dem Herzen spricht. Als Mama, die ihre 4 Jährige Kleine grad ins Bett und in ihre Träume begleitet hat. Mein Großer, der mich so stolz macht, weil er ist wie er ist, sitzt noch über den Büchern und lernt und meine ganz Große, die aus ihren Wurzeln schon Flügel gemacht hat und weit weg in Frankfurt wohnt und trotzdem ständig in meinen Gedanken ist. Und das kleine Mädchen in mir denkt voller Liebe und Zärtlichkeit daran, wie schön es ist, das meine Eltern noch mit uns sind.
Einfach nur wunderschön! <3
Lg Nicky
So schöne Worte!!! Danke dafür! Perfekt für einen Start in einen Familiensonntag!
Liebe Svenja , ich konnte erst heute lesen; ich wusste die Tränen kullern, aber heute kuschelig im Bett am Sonntag ist es ok. Toller Text, wie eigentlich immer. Danke für die schönen Einblicke und liebevollen Zeilen.