Lasst die Kinder online sein

Ihr Lieben,

als ich angefangen habe, zu studieren, gab es an meiner Universität das Prinzip der Fernleihe. Dazu suchte ich via Microfiche Bücher heraus, von denen ich glaubte, dass ich sie brauchte, die es aber in meiner Unibibliothek nicht gab.

Dann setzte ich mich vorne neben dem Infopoint an einen der drei Tische und füllte mit einer Schreibmaschine eine rosa Karteikarte aus. Gegen eine geringe Gebühr wurde diese Karte an eine andere Uni geschickt, die das Buch im Bestand hatte. Und ein paar Wochen später konnte ich das Buch dann in Empfang nehmen.

Anderes Beispiel: Materialien, die meine Professoren für eine Veranstaltung bereitstellten, konnte ich in einem Regal in der Bibliothek im so genannten “Reader” finden. Das war ein Ordner, dessen Inhalt ich kopieren musste. Wenn den Inhalt gerade ein anderer Student kopierte, wartete ich eben am Regal, bis der wiederkam.

Ich bin groß geworden, in einer Welt, die offline war. Und ich fand das nicht besser, sondern behäbig.

In den ersten Jahren des Internets hatte ich nur ein Problem: Ich war technisch weder begeistert, noch begabt. Ich war Sprach- und Literaturwissenschaftlerin, eher auf der kreativen Schiene unterwegs. Und das Internet hatte da anfangs wenig zu bieten.

Heute sieht das ganz anders aus. Technik ist userfreundlich geworden. Jeden Tag entdecke ich neue Möglichkeiten. Neue Plattformen, gegen die die alten Schreibmaschinen im Foyer der Unibibliothek anmuten wie ein Witz.

Und weil das so ist, haben meine Kinder unlimitierte Screenzeit.

online

Klar, auch bei mir müssen erst die Hausaufgaben erledigt sein. Und auch ich sage mehrfach am Tag: “Los, jetzt geh mal ein bisschen aufs Trampolin. Oder lies mal was.” Einfach weil ich möchte, dass meine Kinder viele Reize haben. Viel erleben und ihre Kindheit nicht nur vor elektronischen Geräten verbringen.

Aber ich halte nichts davon, sie zu maßregeln. Technik ist die Zukunft meiner Kinder. Sie werden wahrscheinlich Berufe haben, die ohne das Internet nicht möglich wären. Und diese Berufe werden sie glücklich machen.

Wovon ich allerdings viel halte, ist sie zu begleiten und vor allem anzuleiten.

Meine Eltern haben mir beigebracht Äste zu schnitzen, Feuer zu machen, Kissen zu nähen, mich zu entschuldigen und zu bedanken. Auch habe ich von ihnen gelernt, wie lang ein Rock mindestens sein muss, damit ich ihn in der Schule tragen darf.

Mit meinen Kindern spreche ich heute darüber, wie man auf Social Media Networks angezogen sein muss. “Bitte immer vollständig bekleidet sein, wenn Du ein Video für Snapchat drehst. Auch im Sommer geht das nicht im Bikini, nur weil Du gerade so draußen auf dem Trampolin herumspringst.”

Für mich ist das common sense, weil ich zwar weiß, dass Snapchat Videos sich nach dem Ansehen selbst löschen. Aber eben a) auch in den sogenannten “Stories” 24 Stunden gespeichert werden können. Und dass jeder Deiner Snapchat Follower Screenshots Deiner Snaps machen kann.

Hättest Du das gewusst?

Plattformen wie Google,  Pinterest, Facebook, Snapchat, Periscope oder Instagram sind nicht da, einmal angeschaut und für alle Zeiten verstanden. Sie verändern sich jeden Tag. Genauso wie jeden Tag neue Apps auf den Markt kommen.

Die gute Nachricht ist: Es ist ein bisschen wie damals beim Ast schnitzen. Es gibt Regeln, die durchaus Sinn machen. Und eigentlich sind das immer noch die gleichen. Denn “Das Messer beim Schnitzen immer weg vom Körper halten” heißt übersetzt ja nichts anderes als “Bitte das Hirn einschalten”.

Schnitzen lernt man nur, wenn man es immer wieder macht. Sich online richtig zu benehmen auch.

Ich glaube an meine Kinder. Ich glaube daran, dass sie aufhören zu schnitzen, wenn ihnen schon der Arm wehtut und sie eine Blase an der Hand bekommen. Genauso merken sie, wenn sie zu lange vor dem Screen gesessen haben und andere Dinge anstehen. Und wissen, dass sie nur Kinofilme und Youtube Videos ansehen dürfen, die für ihr Alter angemessen sind.

Aber sie brauchen Zeit in dem Medium, das ihr Leben zu einem großen Teil ausmachen wird, um zu lernen, welche Chancen und welche Gefahren es gibt.

Deshalb stecken sie nicht wo sie gehen und stehen ihre Nasen in den Bildschirm. Und wenn wir im Restaurant etwas zu Essen bestellen, müssen sie nicht zur Überbrückung der Wartezeit an iPhones spielen. Sondern sind durchaus in der Lage, sich mit uns zu unterhalten. Weil sie das möchten und schön finden.

Mein Sohn hat mit 10 Jahren noch kein eigenes Handy. Meine Tochter macht jetzt mit 12 die ersten Schritte in den sozialen Netzwerken.

Und es ist wie immer mit den ersten Schritten: Da sind wir Eltern gefragt. Früher sind wir stundenlang gebückt gegangen, haben die kleinen Hände gehalten und aufgepasst, dass keiner auf die Nase fällt.

Heute müssen wir neben den wichtigsten Werten auch die wichtigsten Apps unserer Kinder auf dem Schirm haben. Uns Tutorials zu den sozialen Plattformen auf Youtube anschauen. Und nicht aus Bequemlichkeit das Internet verbieten.

Lasst uns unseren Kindern auch diesmal bei ihren ersten Schritten zur Seite stehen und sie beobachten. Und ihnen dann zutrauen, dass sie laufen können, wenn wir es ihnen beigebracht haben.

In  diesem Sinne

Eure Svenja

22 Kommentare

  1. Da bin ich ganz bei Dir liebe Svenja. Meine Kids sind zwar noch kleiner (8 und 5), aber ich bemerke ähnliches bei den Süßigkeiten. Bei uns gibt es Süßigkeiten, jeden Tag am Abend nach dem Abendessen, etwas abhängig davon, was und wie viel sie gegessen haben. Sie waren NOCH NIE alleine am Süßigkeiten-Schrank, noch fallen sie wild über die Sachen her, die sie von Kindergeburtstagen oder der Oma bekommen, sondern teilen sich alles bewusst ein. Warum? Weil es ihnen nicht vorenthalten wird. Dabei sein und anleiten ist alles! Sehe ich ganz genauso, liebe Grüße Sonja.

  2. Hallo Svenja,
    auch ich melde mich mal wieder bei dir :-).
    Nichts lernen die Kinder schneller, als den Umgang mit Medien. Darum mache ich mir keine Sorgen, dass sie diese in ihrer Zukunft nicht beherrschen könnten. Eher sorge ich mich um die Entwicklung vieler Kinder. besonders unter dem Einfluss unserer Medienlandschaft. Das zeigt mir u.a .der tagtägliche Umgang mit meinen Grundschülern. Der Suchtfaktor, der von Medien ausgeht, darf nicht unterschätzt werden. Darum würde ich schon das Alter der Kinder im Blick haben.
    Meine Tochter hat mit 14 Jahren ein Smart Phone bekommen, vorher hatte sie ein einfaches Handy, um zu telefonieren oder SMS zu schreiben. Einen Laptop hat sie erst seit einem Jahr, jetzt ist sie 16. Vorher durfte sie in vorgeschriebener Zeit an mein Laptop. Die Begrenzung der Zeit hat ihr meines Erachtens nicht geschadet…. Mittlerweile teilt sie sich ihre freie Zeit natürlich selbstständig ein und geht neben Surfen im Internet, Freizeitaktivitäten nach, wie zeichnen, tanzen, Querflöte spielen und natürlich Freundinnen treffen. Das kann ich leider bei vielen meiner Grundschüler nicht beobachten. Einen großen Teil ihrer Freizeit verbringen sie am Computer, Handy, Fernseher und irgendwelchen Spielekonsolen. Bei Klassenfahrten ist auffällig, dass viele dieser Kinder lange Anlaufzeiten brauchen, sich sinnvoll und ausdauernd frei zu beschäftigen, da hier selbstverständlich Medien verboten sind.
    Daher würde ich mir eher wünschen, dass ein kritischer Umgang mit Medien in der Öffentlichkeit verbreitet wird, auch wenn dieser Weg für viele Erziehungsberechtigte unbequem sein kann. Auch in der Schule sind die Stunden am bequemsten, wenn Lehrer die Schüller an den Computer setzen und diese sich mit “Lernprogrammen” beschäftigen, wovon ich in der Grundschule auch nichts halte (neues Fass aufgemacht….)
    Schöne Ostertage (obwohl die aktuellen Nachrichten aus Brüssel die Stimmung trüben :-(
    Lieben Gruß
    Sigrun

    1. Liebe Sigrun, Danke für diesen interessanten Einblick. Ich bin in vielen Punkten total bei Dir. Ja, das A und O ist, dass die Kinder sich frei beschäftigen können und nicht nur an den Geräten hängen. Ich glaube wie man diesen Punkt erreicht, muss man ganz individuell bei jedem Kind schauen. Manchen liegt die freie Zeiteinteilung, manchen liegen vorgegebene Zeitkontingente, die sie sich dann aber frei einteilen können. Manche sind früher bereit, andere später. Ich musste auch lernen, dass die Dinge nicht unbedingt vorhersehbar sind. Ich wollte meiner Tochter mit dem Eintritt ins Gymnasium KEIN Handy kaufen. Durchgehalten habe ich bis nach den Herbstferien. Sie war die EINZIGE die kein Handy hatte und es gab mehrere Klassenchats, in die sie keinen Einblick hatte. Hausaufgaben oder Vertretungen wurden dort durchgegeben. Und in den Pausen wurden Sachen aus dem Chat besprochen und sie stand daneben und wusste nicht worum es geht. Die Gesellschaft verändert sich und auch wir müssen offen sein, Veränderungen mitzutragen. Aber es gibt auch Sachen, die immer gelten. Klare Regeln, Wertevermittlung, soziales Verhalten, Bewegung, Musik – all das tut Kindern gut.

  3. Liebe Svenja, ja das ist ein schwieriges Thema und hier auf dem Land ist es eher so, das sich manche Mütter gegenseitig unter die Nase reiben, das ihre Kinder ja so gut wie gar nicht Fernsehen etc. gucken und natürlich auch niiiieeee danach fragen. Ich kam mir schon ganz schön asozial vor, weil ich das Gefühl hatte, das unsere viel zu viel gucken.bei . Irgendwann habe ich Gutscheine an die Kinder ausgegeben. 3 Gutscheine je 1/2 Stunde iPad, Fernsehen oder wii. Das hat eine ganze Zeit gut funktioniert. Aber vor ein paar Wochen haben wir die Gutscheine erstmal ausgesetzt, da die Kinder mir immer noch eine Folge mehr aus den Rippen geleiert haben. Im Moment dürfen sie alles ohne Gutscheine, irgendwann sage ich, das jetzt Schluss ist und das sie nachher evtl. nochmal dürfen und erstmal was anderes machen sollen. Das funktioniert erstaunlich gut. Und das Familienleben ist auch entspannter geworden (wer hätte das gedacht)! Und wie jetzt das Wetter etwas sonniger und wärmer wurde, da waren die beiden dann auch mehr draußen und haben nicht mehr an Fernsehen und co gedacht.
    Ich denke auch, das es so ist wie mit den Süßigkeiten (machen wir auch so ????, sie dürfen nehmen was und wieviel sie wollen (tun sie aber nicht, schon gar nicht ohne zu fragen) und man hat als Eltern ein Auge darauf und greift gegebenfalls ein.
    Außerdem hat man sich ja auch für Kinder entschieden und das heißt ist nun mal auch anstrengend , aber dafür bekommt man auch eine Menge wieder zurück!
    Liebe Grüße Nicole

    1. Hört sich ähnlich an wie bei uns. Die Dinge pendeln sich von selbst ein, wenn man da ist und (ja, anstrengend) begleitet, erklärt, die Kommunikationskanäle offenhält. Während ich das schreibe sitzt meine Tochter in ihrem Zimmer und hört ein Hörspiel, mein Sohn spielt mit einem Kumpel Wii – vorher waren sie auf dem Trampolin. Dafür schaut sie dann heute Abend einen Film und er liest. Man muss echt jeden Tag nehmen, wie er kommt, und bei aufkommender Langeweile oder daddeln zum Zeitvertreib andere spannende Optionen aufzueigen. Ganz von selbst kriegen sie das nicht in den Griff. Wie auch, wenn das ganze System darauf ausgelegt ist, sie möglichst lange im Netz zu halten und zu frühen Konsumenten zu machen?

  4. Ich finde, da gibt es keinen Generalschlüssel. Bei manchen klappt das, andere kriegst Du von dem Gerät dann nicht mehr weg, und selbst wenn sie “immer” dürfen, dürfen sie auch bei Dir vermutlich nicht “alles”. Oder? Bei meinen Kindern hat die Süßigkeiten-Liberalität nicht funktioniert, das mag aber auch daran liegen, dass ich eben nicht “immer” zu Hause bin, da alleinerziehend und auswärts Vollzeit berufstätig, sie sind hier sicher in vielen Punkten viel selbstständiger als andere Kinder, aber da ist eben auch niemand, den man gefühlt fragen muss, also nimmt man sich und dann ist es halt weg. Ich limitiere das also jetzt, indem eben kein überbordender Vorrat da ist. Nebeneffekt: da kein Füllhorn mehr da ist, wird dann doch mal das eigene Taschengeld bemüht und die Kinder lernen, wie teuer dieser ganze Kram eigentlich ist und – oh Wunder – essen tatsächlich dann doch mal das Vorhandene statt selbst zu investieren. Gerade jetzt in den Ferien staune ich sehr darüber, wie viel sie sich schon selbst kochen können (14w, 11m).
    Und auch das Internet – ich hatte es nie reglementiert, dann aber festgestellt, dass wir enorme Peaks hatten, wenn ich dachte, die Kinder schlafen. Klar, heimlich gelesen habe ich auch, auch mal ne Nacht durch, aber hier fanden die Kinder wegen der Chat-Möglichkeiten und dem Gefühl, etwas zu verpassen, weil ja “alle” online sind, kein Ende. Also geht hier zu Schulzeiten um 22 Uhr das Internet-Licht für den Nachwuchs aus und erst um 6 Uhr wieder an. Dann werden beide regelmäßig durch über 50 Whatsapps erschlagen, anderen Eltern ist das vermutlich gar nicht so bewusst, wie wenig Schlaf ihre Kinder so kriegen.
    Tagsüber ist das Netz hier offen. Und gerade sind beide Kinder draußen, Sohn tobt mit seinem Freund rund um die Feuerschale, Tochter räumt ihr Zimmer um.

    1. Ach wie schön, aus Deinen Worten spricht die herrliche Normalität glücklicher Kinder. Das mit der Nachtruhe halten wir auch so – wobei nach 22 Uhr sicher eher ein Problem wäre als vor 6 ;-))))) Gut, dass Du das nochmal ansprichst – ich glaube, dass da wirklich viele Eltern nicht konkret drüber nachdenken – aber ich war auch geschockt als meine Tochter mir erzählte, wie lange viele schreiben und auf sind.

  5. Sehr schön, der Blick in die Vergangenheit, liebe Svenja! *lach*
    Und kaum zu fassen, das “wir das noch erlebt haben”. Höre mich an wie meine eigene Oma…

    Dass Kinder mit Medien aufwachsen, ist selbstverständlich. Mir gefällt Dein Ansatz, dass Kinder auch hier Anleitung und Begleitung brauchen (z. B. bei der Selbstbildauswahl). Was mir Sorgen macht, sind die Forschungsergebnisse u. a. von Prof. Manfred Spitzer, die zeigen, was übermäßiger Medienkonsum mit Kindergehirnen macht (im Gegensatz zu “fertigen” Erwachsenenhirnen). Und ich spreche hier nicht von Panikmache oder Populismus.

    Und des Weiteren kommt mir auch die Indivualität in die Quere. Meine beiden Patensohne (Brüder) ticken soooo unterschiedlich. Dem einen wird vor dem Bildschirm irgendwann langweilig und er geht raus. Der andere sitzt – wenn es nach ihm ginge – zehn Stunden lang vor dem Bildschirm und beackert seinen virtuellen Ackerboden mit Kulturpflanzen usw.
    Und oben drauf kommen die Vermeidungsversuche gefühlter Ungleichbehandlung bei Geschwisterkindern: dem einen könnte man freie Hand lassen, der andere jedoch fühlt sich bei Beschneidung seiner Zeiten dann aber ungerecht behandelt.

    Es ist immer so komplex. Seufz…

    Zumindest die Geschwisterrevalität bleibt mir erspart, da ich ein Einzelkind habe. :-)
    Mein Vorsatz: im Gespräch bleiben, begleiten, hingucken, ggf. eingreifen, die Beziehungsebene stärken und Möglichkeiten außerhalb des Webs anbieten…
    Liebe Grüße
    Endja

    1. Liebe Endja, die Forschungsergebnisse von Prof. Spitzer werde ich mir anschauen – Danke für den Tipp. Und Deine Vorsätze sind auch meine Vorsätze und meine gelebte Wirklichkeit. Es gilt sich auf allen Ebenen umeinander zu bemühen. Aber: Das machen wir ja auch gerne. Meistens ;-)))) Liebe Grüße, Svenja

  6. So ein schwieriges Thema… Wie immer gibt es vermutlich keine non-plus-ultra-Paradelösung dafür. Allerdings habe ich festgestellt, dass man einfach nur auf sein Innerstes hören sollte. Gerade eben z.B. wollte mein Sohn (8) unbedingt ans Tablet. Schon den ganzen Nachhauseweg von der Schule hat er sich drauf gefreut und dann das…Papa kam mit dem kleinen Bruder (4) aus dem Garten und verkündete fröhlich, dass er ne Runde mit dem Fahrrad drehen will… Beide Jungs ließen alles stehen und liegen und flitzten hinterher. Ich sitze schmunzelnd mit dem Tablet und ner Tasse Kaffee am Fenster und beobachte die emsigen Radler beim Aufbruch. Ich finde es so toll, dass du, liebe Svenja, mich so oft zum Nachdenken animierst! Manchmal denke ich über Dinge nach, um dann bei dir meist kurze Zeit später den Wink mit dem Zaunspfahl zu bekommen. So auch in Sachen Technik und Internet. Vor kurzem auch Diskussionsthema beim Mütter-Treffen des Kindergartens. Ich wurde verächtlich angesehen, als ich berichtete, dass der große Bruder einen Fernseher zum Geburtstag bekommt, damit er die zusammengesparte Spielkonsole auch anschließen kann (wir haben noch einen Röhrenfernseher im Wohnzimmer). Den heiß ersehnten Nintendo DS haben wir verweigert, denn er hat ein Tablet ( auf dem man übrigens prima Mathe und Deutsch üben kann!) und wenn er draußen/unterwegs ist, soll er sich auf das hier und jetzt und seine Freunde konzentrieren. Daddeln kann er, wenn er seine Aufgaben erledigt hat und sonst nichts weiter ansteht. Ich durfte als Kind fast nichts, meine Mutter war pseudo-streng bei allem, hat sich aber leider sonst nicht für mich interessiert. Das war nicht immer einfach und ich habe mich sehr oft ausgegrenzt gefühlt. Für meine Kinder wünsche ich mir mehr. Sie sollen ihre Freiheit genießen können, damit auch ich meine Stück für Stück zurückbekommen. Denn jeder Schritt für meine Kinder ist schließlich auch einer für mich. Und dabei möchte ich ein ruhiges Gewissen und keine Angst haben. Dafür muss ich einfach nur meine Kinder kennen…mit all ihren Stärken und auch Schwächen, sie begleiten und ihnen den wahren Geist des Fortschritts, nämlich das selbstständige Denken beibringen. Ein Kinderspiel oder wie?!

    1. Weißt Du was wunderschön ist? Aus all Deinen Gedanken die Liebe zu Deinen Jungs so klar herauszuhören. Ich kann richtig spüren, wie nah Du an ihnen dran bist. Das gibt mir gerade ein ganz ganz warmes und tolles Gefühl. Dafür: Danke!

  7. Puh! Mir fällt auf, dass alle Kommentare hier sehr lang sind, das Thema hat tatsächlich viel Potential ????.
    Ich möchte einiges in Kurzform beisteuern.
    Manfred Spitzer war lange sehr beachtet, ist aber total extrem. Der Gegenpol ist Olaf-Axel Burow mit seinem Buch “Digitale Dividende”. Ich habe ihn auf der Bildungsmesse didacta in einer Diskussion gehört, sehr spannend. Buch liegt hier, hab esaber noch nicht gelesen.
    Facebook ist ab 13 Jahren nutzbar, wenn jüngere Kinder einen Account anlegen, müssen sie ihr Geburtsdatum fälschen! Eltern habt ein wenig Obacht und nutzt die Seite. von “klicksafe” um euch selbst mit der Materie vertraut zu machen (Einstellungen, ….).
    Auf einer Fortbildlung erfuhr ich: whatsapp ist ab 16!!!! Jahren nutzbar, steht tatsächlich in den Nutzungsbedingungen. Meine Tochter war 13. Hm. Gelöscht haben wir den account damals nicht, aber man sollte sich schon bewusst sein, was dort auch an negativem schnell passieren kann (Fotos, Hetzen, …).
    Als Grundschullehrerin habe ich erfahren, wie whatsapp in Elterngruppen und auch in Kindergruppen (!!!! ) für ordentlichen Stress sorgen kann.
    Daher: Eltern sind als Medienvorbild total wichtig. Kinder müssen wissen, was geht und was nicht (und es von und mit Eltern erfahren).
    Über alles andere, was dazu noch so in meinem Kopf schwirrt, denke ich noch mal nach. ????

    1. Spitze Anne – Danke für Deinen Beitrag. Ich werde mir die digitale Dividende JETZT in den amazon Warenkorb legen. Endja, die Leserin, die mir Herrn Spitzer empfohlen hat, hat mir auch ein youtube Video als Link geschickt. Dann habe ich ja Denkstoff ;-) Die Eintrittsdaten für soziale Netzwerk sind auch spannend und Du hast völlig Recht: Bei einigen hatte ich das auf dem Schirm (eben die, wo meine Tochter schon Mitglied ist), bei anderen nicht, weil wir Erwachsenen ja nicht darauf achten müssen. Danke auch dafür!

  8. Tja, wie schnell, schneller, schnellstens sich die Welt dreht!!! Durch dein Post habe ich zurückgeblickt und gesehen das in der Zeit wo meine Kinder im Alter deiner waren alles noch ganz anders war …. Jetzt sind sie 23 und 19!
    Mein Sohn war damals mit 6, als ich meine erste Schritte im Internet wagte (über den Smartsurfer begleitet von piep-knarr-pfeif-töne). Er stand einfach nur da aber kapierte rasend-schnell wie das ging. Es dauerte nicht lange da konnte ich ihn um Hilfe bitten als etwas nicht klappte! Die erste Schritte mit Spielen am PC (Harry Potter oder Fußball waren seine Lieblinge) habe ich strikt reguliert in der Zeit. Das war noch die Belohnung nachdem Hausaufgaben und alles andere erledigt war. Aber dann kam die Zeit wo für die Schularbeiten nicht mehr alleine Bücher aus der Bibliothek zu Rate gezogen wurden. Tante Google spuckte alles schneller und zuverlässiger aus, und das ganz bequem am Schreibtisch Zuhause!
    Meine Kinder sind da einfach zusammen mit mir rein gewachsen.. Vieles haben wir zusammen entdeckt, bei manchem waren sie mir voraus. Youtube zb. war bei den Kids schon lange populär bevor ich es für mich entdeckte.
    facebook und co habe ich für meine Tochter erst ab 14 genehmigt und gut mit aufgepasst welche Daten für wen ersichtlich sind. So wie meine Eltern mich früher gelehrt haben über die do’s & don’ts im sozialen Umgang, so lernten meine Kinder das alles UND den Umgang mit dem Internet und die Medien.
    Vieles will gelernt sein, aber das meiste entdecken sie einfach durch learning by doing, auch wenn ich mir manchmal auf Zunge beißen musste um mich nicht andauernd ein zu mischen.
    Ich musste lernen still zu halten als mein Sohn ganz offensichtlich bestimmte Portale entdeckte wo er sich “weiterbilden” konnte was sein Sexualwissen betrifft … Ihm zu lassen und trotzdem immer wieder das Gespräch zu suchen, ganz offen am Tisch oder auch Privat unter uns, wo es ging um das Bild was Männer von Frauen haben, was Erotik bedeutet, was
    absolute no-go’s sind in solchen Sachen … das war nicht immer leicht, ich stolperte da einfach durch so gut ich konnte.
    Meine Tochter bekam erst ein Smartphone mit 17. Das war spät, aber ich fand damals das sie genug Zugang hatte zum Internet am Laptop. Sie war mit 17 aber auch reif genug um mit den (Klassen) Chats und anderes um zu gehen und ist zum Glück kritisch und selbstsicher genug sich da nicht unter Druck setzen zu lassen.
    Ich finde nach wie vor das es wichtig ist soviel wie möglich alle diese Themen zu besprechen Zuhause, auch offen und ehrlich zu zeigen wie ich manchmal zweifle oder unsicher bin. Mittlerweile ist ich meine Tochter sehr souverän und besser gerüstet für diese neue, schnelllebige Zeit als ich es bin! Und mein Sohn studiert (und lebt mit einer tolle Freundin zusammen) und ist unglaublich selbständig. Er geht ganz selbstverständlich mit den neuen Medien um, aber nicht unkritisch! Ich bin froh das die frühe Kindheit nach wie vor geprägt war von viel draußen spielen, viel Bewegung, viel “echtes” Erkunden und Entdecken. Das kann die virtuelle Welt im Netz nie bieten! Mehr denn je wird von uns Mütter gefragt offen, neugierig und flexibel unsere Kinder zu begleiten, auch im Internet. Und vor allem keine Angst zu haben. Vertrauen ist der Schlüssel. So war das aber früher auch, oder??

    1. Joan, was für ein wundervoller Beitrag – und so interessant zu lesen, wie wirklich JEDE Zeit ihre Abenteuer bereit hält. Wahnsinn, ihr seid da zusammen reingewachsen. Meine Kinder wachsen bei vielem jetzt mit 10 und 12 wissensmäßig im Internet schon in andere Richtungen. Alles kann kein Mensch mehr kapieren, aber spannend zu sehen, wie sich echte Digital Natives der Sache annähern. Generell gilt: Weiterstolpern und immer liebevoll zusammenhalten. Ich drück Dich und ganz liebe Grüße auch an Mimi!

      1. Ja schätzelein, so ist das. Die zeigen uns alle wo es lang geht ;) So lernen wir weiter, es hört nie auf! Bussrl für dich und Uwe und wie siehts aus mit einem Treff????

  9. Liebe Svenja,
    ich bin da ganz bei dir, auch wenn meine Kinder noch weitaus jünger sind als deine. Ich finde es auch wichtig die Kinder im Internet zu begleiten so wie wir sie die ganze Zeit vorher begleiten und an die Hand nehmen.
    Unser Motto ist auch heute schon “Medienabstinenz ist nicht Medienkompetenz”. Darüber habe ich auch mal ausführlicher gebloggt, wenn es dich interessiert schicke ich dir gerne mal den Link oder verlinke es hier.

    Liebe Grüße aus dem hohen Norden,
    Katarina

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