Ihr Lieben,
immer wieder frage ich mich, ob ich auf dem richtigen Pfad bin. Man könnte ja hier und will ja unbedingt da. ABER gestern habe ich ein Video mit Oprah gesehen und falls ihr auch nur einen Minizweifel habt, ob IHR auf dem Weg seid – vielleicht schaut ihr euch das einfach mal an. Ihr findet es am Ende vom Post.
Ich habe daraus gelernt, dass ich
a) auf dem richtigen Weg bin, weil ich mich nie verstellen muss. Oder verbiegen. Oder mich selbst betrügen und meine Werte oder Integrität verraten. Wir reden hier nicht von den kleinen Kompromissen des Alltags. Klar muss ich für die Kinder Essen machen obwohl ich gerade im Schreibflow bin. Mit meinem Mann zu einem geschäftlichen Termin, obwohl ich lieber zuhause bleiben möchte. Lego aufbauen, obwohl ich wirklich was anderes zu tun habe.
Es geht nicht um das “ein bisschen hiervon und ein bisschen davon” mit dem ich gut leben kann, weil es in einem Familienverbund eben nicht immer nur nach meiner Nase gehen kann.
Es geht nicht um die Kompromisse, die ich wissentlich, willentlich und aus Liebe eingehe. Sondern um das Gefühl, immer ich selbst zu sein. Psychisch und seelisch gesund.
Ich tue nichts, was mir Bauchschmerzen bereitet. Umgebe mich nicht mit Menschen, die energetisch nicht zu mir passen. Sage nicht Ja, wenn ich Nein meine. Ich kann immer meine Meinung äußern und werde gehört. Egal was ich denke – es gibt einen Platz dafür in meinem privaten Umfeld und meinem beruflichen Alltag.
Heute entspricht es der Wahrheit, wenn ich sage, dass ich glücklich in meiner Beziehung bin und dass mein Beruf mich erfüllt. Das war nicht immer so in meinem Leben und deshalb ist das eine große Sache für mich.
Ich habe auch gelernt, dass
b) der “richtige” Weg nicht immer ein klares Ziel hat, sondern vor mir erscheint, während ich ihn gehe. Vielleicht ist das ein kulturelles Problem, dass ich so zielorientiert bin. Ich fühle mich einfach seltsam dabei vorwärts zu gehen, ohne zu wissen, worauf ich zulaufe.
Aber: Ich bin ja nicht nur dann auf dem richtigen Weg, wenn ich sehe, wo er endet. Sondern auch dann, wenn ich ihn einfach gerne gehe. Mich wohlfühle mit dem Tempo und nicht vor lauter Rennen keine Luft mehr kriege.
Wenn ihr wüsstet, wie gemütlich es auf meinem Weg ist! Manchmal gehe ich ihn barfuß in Shorts, manchmal in einem Kleid auf hohen Hacken. Oder so wie gerade – um 6:17 morgens in Jogginghose. In meinem Lieblingssessel in unserer Bibliothek. Während ich euch schreibe und keinen Fuß vor den anderen setze. Nur Wörter.
Das wichtigste auf meinem Weg ist aber, dass ich ihn nicht alleine gehe, sondern meine liebsten Menschen dabei habe. Und meine Leser. Egal was ist: Euch kann ich alles sagen. Was für ein Luxus.
Ich habe gelernt, dass
c) es ganz normal ist, wenn sich Arbeit nicht mehr wie Arbeit anfühlt, sondern eher wie “meine Persönlichkeit ausleben”. Ich verdiene mein Geld damit, dass ich ich bin. Dass ich bastele und koche, was mir Freude macht. Dass ich über Dinge schreibe, die mir gerade begegnen und die mich gerade bewegen.
Alles was ich den ganzen Tag mache, drückt aus was ich fühle, was ich schön finde, was mich beschäftigt und wer ich bin. Klar, dass sich das gut anfühlt.
Ich habe auch gelernt, dass
d) ich nicht damit hadern muss, dass mein Leben keinem logischen Plan folgt. Dass ich keinen Beruf erlernt habe, den ich jetzt ausübe, bis ich 65 bin. Sondern dass ich mich da flexibel durchwurschteln muss. Und dabei in Etappen genau das erreichen kann, was ich anstrebe. Das muss nicht in zwei Monaten passieren. Das darf Jahre und bei manchen Sachen sogar mein ganzes Leben lang dauern.
Mein Etappenziel für 2016 war, wieder den Anschluss ans Berufsleben zu schaffen. Und zwar so, dass auch ich die Familie ernähren könnte. Das war nun fast 13 Jahre nicht der Fall und es war gefühlt an der Zeit, das zu ändern.
Ich liebe es, unabhängig zu sein. Als mein Mann mich kennengelernt hat, hatte ich schon mein eigenes Business. Wir haben sogar einen Ehevertrag in dem steht, dass – sollten wir uns trennen – keiner dem anderen Unterhalt zahlen muss. Finde ich auch immer noch richtig. Weil wir eine Familie gegründet haben und damit BEIDE eine Verantwortung übernommen haben, die wir im Fall des Falles auch tatsächlich übernehmen können müssen.
Also hatte ich für dieses Jahr zwei Pläne gefasst: 1. Summe X mit meinem Business zu akquirieren. 2. im Laufe des Jahres meine Leserzahl zu steigern, um eine neue Story zu haben.
Und weil es relativ einfach ist, Dinge zu erreichen, auf die man fokussiert ist, hatte ich Ende Februar schon zwei Drittel der Summe X auf dem Auftragszettel. Und was die Leserzahlen angeht das beste Frühjahr, seit mein Blog besteht.
Trotzdem habe ich noch keinen Roman geschrieben, keine Contentagentur gegründet, keinen Oscar gewonnen – you name it. Mal sehen, für welches Jahr ich mir das vornehme ;-)
Und dann habe ich noch etwas ganz Wichtiges gelernt, nämlich dass
e) die schlimmste Art von Betrug die ist, nicht auf mein Bauchgefühl zu hören. Etwas, was ich schon mein Leben lang spüre, was ich aber nicht immer schon leben konnte. Als hätte ich erst älter werden müssen, um mich selbst zu finden, zu fühlen und in mich selbst hineinhören zu können.
Heute weiß ich: Was ich fühle ist NIE NIE NIE Nonsens. Es hat immer eine Berechtigung.
Wenn jemand etwas sagt, was mir nicht passt, oder jemand sich so verhält, wie es mir nicht gut tut. Wenn ich mich mit einer Situation konfrontiert sehe, die mir nicht entspricht oder jemand von mir erwartet, etwas zu tun, was meine Werte in Frage stellt. Dann heißt meine Antwort immer “Nein”.
Ich habe lange gebraucht, um einen klaren Wertekanon zu haben. Auf dem Weg dahin habe ich mir oft genug selbst weh getan und sicher auch andere verletzt. Aber jetzt, wo ich genau sehe, wo es für mich lang geht, jetzt kann ich nur noch eins tun. Diesem Wissen folgen, ihm Ausdruck verleihen und mit meiner Arbeit anderen Mut machen, das auch zu tun.
So fühlt sich das also an, wenn man auf dem richtigen Weg ist. I get it.
In diesem Sinne
Eure Svenja
9 Kommentare
Das hast Du schön gesagt! Auch wenn ich immer zu noch weniger auf mein Bauchgefühl höre…
Solche Erkenntnisse sind auch, weshalb ich froh bin nicht mehr 22 zu sein ;-). Ich bin gerne so alt wie ich bin.
Liebe Grüße
Endja
Liebe Svenja! Authentisch wie immer und ganz besonders nachhaltig. Ich stimme dir sowas von zu. Sehe mich in vielen deiner Beschreibungen an der gleichen Stelle. Besonders gedanklich und auf meine eigenen Werte bezogen. Aber es gibt auch Dinge, da habe ich noch einiges vor mir. Die Unabhängigkeit ist ein ganz großes Thema davon. Auch mein Mann ist der Hauptverdiener und ich habe den Kleinen. Das Ziel wieder mehr in die Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung zu kommen steht ganz ganz vorne an. Langer Weg aber wie sagst du so schön: zielorientiert. Ich sehe, dass du es geschafft hast und das spornt an. So von Mutter zu Mutter. Aber auch von Ehefrau zu Ehefrau :)
Danke für die tollen Zeilen aus deinem Sessel im Jogger ! So muss es sein. :)
Und du hast absolut recht: das was du fühlst ist niemals Nonsens!! Mein Reden !
Hab noch nen schönen Montag mit seinen Liebsten. Ich mach mich jetzt wieder auf den Weg nach Hause zu meinem Mann. Mein Kleiner und ich waren die Tage in Thüringen bei meinen Eltern …
Viele Grüße Maxie
Bin voll bei Dir Maxie. Erinnere mich noch gut an die Zeiten, als die Kinder kleiner waren. Da sind andere Dinge als die finanzielle Unabhängigkeit an erster Stelle. Das darf dann später wieder kommen. Aber es ist schon irre, wie lange es dauert, Dinge nur im Ansatz zu begreifen und ein gutes Gefühl zum eigenen Bauch zu entwicklen – der ja immer schon lange vorher weiß, wie es geht. Travel safe – wir lesen uns. Und Danke für Deine lieben Worte. Ich erkenne mich ja in Deinen Texten auch oft wieder und beobachte aus der Ferne, wie Du Deinen Weg schnurstracks verfolgst!
6:17 Uhr puhhhh, Hochachtung dies am Ostermontag! Ich bin sonst eine stille Leserin Deines Blogs, muss aber jetzt mal sagen:”Spitze!” Danke für Deine Motivation, Deine Offenheit und Deine Liebe zum Leben.
Ich habe auch drei kleine Kinder und bin auf der Suche nach dem richtigen Bauchgefühl…! Es ist nicht immer einfach, wenn man einen Job hat, mit dem ich den gleichen Anteil zur Familienkasse einbringe, der mir aber in dem Umfeld keinen Spaß macht. Es ist so schwierig zu sagen, ” ich gehe und mache was neues”, wenn man es sich aber gar nicht leisten kann. Ich liebe meine Familie und gebe für das Wohl meine eigenen Träume auf, ein Gefühl das manchmal erstickt, aber oft durch kleine Gesten getragen wird und dadurch wieder okay ist.
Ich freue mich darauf irgendwann in den Genuss des ausprobierens zu kommen, hoffentlich habe ich dann noch den Mut dazu!
Mach weiter so.. Vielen Dank.
Ich freue mich ja immer besonders, wenn sich eine stille Leserin meldet. Die Kleinkinderzeit in Verbindung mit der Hälfte des Haushaltseinkommens ist sicher sehr Kräfte zehrend. Das Gefühl, zu ersticken, kenne ich noch gut. Auch dass man vorübergehend die eigenen Träume an den Nagel hängt. Ich kann Dir von etwas weiter vorne schon zurufen: Es wird wieder anders. Hang in there. Du kommst auch noch dran. Toll, dass Du so jetzt viel Kraft für Deine Lieben hergibst.
Danke liebe Svenja, für die Zeilen! Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen bei der Frage nach Bauchgefühl….ich kann die auf jeden Fall zustimmen, dass man auf sein Bauchgefühl hören sollte, denn wenn man zu lange dagegen lebt, wird man krank…kann ich aus Erfahrung sagen. Allerdings hab ich auch die Erfahrung gemacht, dass mein Bauchgefühl mich gerne in meiner Comfort Zone halten will. Und wenn ich daraus manchmal ausbrechen muss (erst mal nicht gerne will), kann es sich doch komisch und auch nicht richtig anfühlen. Ich bin mit meinem Mann und kleinen Kindern vor 5 Jahren ins Ausland gezogen und es war die ganze Zeit ein falsches Gefühl, soweit weg von der Familie zu sein, und es ging mir jahrelang nicht so gut. Aber komischerweise kann ich rückblickend sagen, dass für eine Weile weit weg von meiner Familie zu sein (viel mir unendlich schwer) mir beigebracht hat, dass ich auch auf eigenen Füssen stehen kann….dass ich es eigentlich gebraucht habe für meine eigene Weiterentwicklung. Und jetzt bin ich damit in Frieden – mehr oder weniger, wir kommen trotzdem zurück :-) . Aber die Erfahrung will ich trotzdem nicht missen, denn an ihr bin ich mehr gewachsen, als ich es sonst je gekonnt hätte! In dem Sinne, auch mal aus der Comfort Zone raus und dagegen schwimmen :-)))) Und Frohe Ostern!
Also das ist interessant Anke, denn mein Bauchgefühl und meine Comfort Zone sind zwei grundverschiedene Dinge. Das eine ist, Angst zu haben vor etwas Unbekanntem, weil ich nicht weiß, wie es wird. Das andere ist, meine Werte zu verraten. Wenn Du nicht gerne weggegangen wärst, weil Du das Gefühl gehabt hättest damit den Großeltern und den Kindern die Chance auf eine Beziehung zu nehmen und gleichzeitig nicht gewusst hättest, wie sicher der neue Job Deines Mannes sein würde, Du Deinen Kindern aber eine stabile Kindheit mit Kontinuität bieten willst DANN hättest Du gegen Dein Bauchgefühl verstoßen. Wenn Du aber einfach denkst “Wie das wohl alles wird” und “Ich war noch nie so lange von meiner Familie getrennt” DANN wäre es eher die Comfort Zone. Weißt Du ein bisschen was ich meine? Das Bauchgefühl schlägt bei mir eigentlich nur dann Alarm, wenn der KERN meines Ichs samt Werten und allem für was ich stehe in Frage gestellt ist.
Liebe Svenja, ja ich bin jetzt 54 Jahre und höre auch immer öfters auf mein Bauchgefühl, das war nicht immer so. Es stehen ja oft Entscheidungen im Leben an wie- nehme ich diesen Job an oder warte ich auf was besseres- gehe ich das Risiko ein mich selbstständig zu machen oder bleibe ich lieber im Angestellenverhältnis… solche und noch mehr Entscheidungen hatte ich schon im Leben und man fragt dann die Familie was sie meint oder gute Freunde- aber in gewisser Weise muss man es unbedingt selber entscheiden und auf seinen “BAUCH” hören. Ich kann es nur empfehlen….. hört auf euer Bauchgefühl – es weist den richtigen Weg. vg Elvira D.
Sehe ich ganz genau so Elvira. Ich habe noch nie falsch gelegen, wenn ich auf mein Bauchgefühl gehört habe – das ist für mich Beweis genug.