Human connection

connection logoMe, doing instead of connecting

Ihr Lieben,

na toll. Eigentlich müsste ja jetzt total klar sein, wo der Weg hingeht. Und ja, einerseits ist es das auch.

Sandra und ich haben megalange Skypesessions. Sprechen über Filme und Bücher und wie was funktioniert. Finden eine neue Art, kreativ zusammenzuarbeiten und zu spüren, welche Themen uns berühren. Und mit welchen Themen wir andere berühren wollen.

Immer wieder merke ich, wie mir ganze Lichterketten aufgehen. Ach DESHALB fand ich diesen Roman so toll. Ach DESHALB hat mich diese Komödie so zum Lachen gebracht. Ach DESHALB musste ich bei dem Thema weinen. Klar, so eine Reise nach innen geht nicht ohne Emotionen ab. Doch gestern war etwas anders.

Den ganzen Tag merkte ich, wie ich von dieser wahnsinnigen Unruhe getrieben wurde. Die Wahrheit ist: Obwohl ich mir nun endlich Zeit für meine Entwicklung nehme, habe ich das Gefühl, etwas zu verpassen.

Hätte ich die Gewohnheit, an meinen Nägeln zu kauen: JETZT wäre der perfekte Moment dafür. Fast fühle ich mich wie eine Fremde in meinem eigenen Haus. Und dann gibt das Universum (auf Dich ist Verlass, mein Freund) mir einen wunderbaren Hinweis und schickt mir einen TED Talk zum Thema “Addiction”.

Wir leben in einer Zeit, in der wir so verbunden miteinander sind, wie nie zuvor. Trotzdem ist es oft, als würden wir eine Parodie menschlicher Interaktion “spielen”. Indem wir liken, aus der Ferne jemandem Herzchen schenken und unsere Emotionen über gelbe Kreise mit Gesichtern ausdrücken. So sagt es Johann Hari in seinem Talk dann auch: “We are one of the loneliest societies there has ever been.”

Kurz gesagt ist diese Art der Disconnection auch der Grund, warum ich neue Wege gehe. Die echte Verbindung mit anderen, der Austausch, das Hippie-Flower-Power Gefühl, das ich hatte, als ich vor acht Jahren anfing zu bloggen: Das gibt es nicht mehr.

Es fällt Standards zum Opfer, die Konzerne entwickeln, um uns das Gefühl zu geben, mit IHNEN verbunden zu sein. All die Zitate der Frauenzeitschrift Brigitte – vermeintlich lustig. In Wahrheit nur aus einem Grund ausgesucht: damit wir sie teilen und liken. All die SEO optimierten Rezepte von Chefkoch, die wirklich jede Art von Hefezopf (von glutenfrei bis ohne Zucker ohne Weißmehl) auf Google Seite 1 hieven. All die Retargetinganzeigen, die dafür sorgen, dass ÜBERALL Latzhosen angezeigt werden, weil wir vor 2 Wochen EINMAL danach gesucht und dabei einen Cookie gesetzt haben.

All das hat nichts mehr von der Aufbruchstimmung, in der ich angefangen habe. All das entspricht auch nicht meinem Charakter und meiner Leidenschaft.

Als mich vor ein paar Tagen eine Journalistin der ZEIT interviewt hat, sagte sie: “Es sieht so aus, als wäre es Ihnen sehr wichtig, Ihr Wissen zu teilen.”

“Ja”, habe ich ihr geantwortet. “Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der man in der Schule rechts und links sein Mathebuch aufgestellt hat, damit keiner abgucken kann. Und gehe deshalb heute darin auf, dass wir niemanden mehr fragen müssen, wenn wir etwas sagen, schreiben und veröffentlichen möchten.”

DAS ist die ultimative Freiheit. Genauso wie es die ultimative Chance ist, mich mit euch zu verbinden. Nur dass es diese Verbindung nur noch gibt, wenn ich rund um die Uhr in die Tasten haue. Wenn ich morgens um 4:30 aufstehe und in den ersten zwei Stunden schon mal eine Grobfassung des Blogposts schreibe und alle “Connections” mit euch checke. Pinterest, Facebook, Insta, Snapchat. Wo muss ich wem antworten und was muss ich tun, um meine Interaktionen lebendig zu halten.

FULL STOP.

Ist es da ein Wunder, dass ich mich jetzt, wo ich damit aufgehört habe, unruhig fühle? Dass ich mich wie ein Junkie hektisch umschaue, auf der Suche nach meinem Dealer, nach dem nächsten Schuss? Oder wie TicTacToe singen würden “Nur für den Kick, für den Augenblick?”

Jahrelang habe ich mich in Routinen bewegt, um mich mit euch maximal zu connecten. Wie bei einem Süchtigen ist DAS die Gewohnheit, nach der ich an jeder Ecke suche. Und deren Wegfall mich so fahrig werden lässt, wie der Moment, in dem ich auf Turkey bin und begreife, dass mein Dealer nicht an sein Handy geht.

Jonathan Hari sagt: “Something has gone wrong with us. Not as an individual, but as a group.” Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir wie in isolierten Käfigen nebeneinandersitzen. Verbunden durch das Internet.

Mir reicht das nicht mehr. Ich möchte meinen Wert nicht in digitalen Interaktionen messen, sondern in echten Verbindungen. Ich möchte Menschen berühren, so wie ich es hier auf meinem Blog oft getan habe. Möchte mich in eure Herzen schreiben. Hören was ihr auf dem Herzen habt.

Oft war mir das zu viel. Verloren in der Dringlichkeit des nächsten Basteltipps zum Muttertag (und don’t get me wrong – der hat seine Berechtigung und den brauchen wir alle) und dem perfekten Aufmacherfoto wollte ich nicht auch noch, dass es menschelt.

Nicht zuletzt ist das Überschriften Clickbaiting von Plattformen wie Buzzfeed genau deshalb entwickelt worden. Diese Headlines sind so geschrieben, dass sie uns signalisieren: Du kriegst jetzt Deinen nächsten Schuss. Wir haben Emotionen für Dich in eine verdaubare Form gepackt. Genug für ein bisschen Rührung, einen kurzen Lacher und damit Du den Link teilst. Aber nicht so viel, dass es Dich belasten könnte (denn dann klickst Du nicht mehr).

“Diese Frau besuchte die 7 Weltwunder, nachdem bei ihr Krebs festgestellt wurde”

“21 Worte, die wirklich niemand außerhalb Norddeutschlands rafft”

“Dieser Typ machte Popcorn mit einem Glätteisen und das wird Dich umhauen”

“33 Kalauer, die Dich zum Lachen bringen, auch wenn Du Dich wehrst”

Ganz ehrlich? Dazu seid ihr mir zu schade. Dafür finde ich unsere Verbindung zu wertvoll und meine Lebenszeit zu kurz. Deshalb klicke ich jetzt weniger oft den Daumen hoch oder aufs Herz.

Weil ich mir euren Daumen hoch, euer Herz und eure echten Gefühle anders verdienen will. Mit dem, was ich zulasse, finde und lerne, wenn ich nach innen schaue.

In diesem Sinne

Eure Svenja

P.S.: Hier noch der wirklich lehrreiche TED Talk über Sucht und die Macht menschlicher Verbindungen – und wie Portugal alle Drogen legalisiert und damit TOPresultate erzielt hat.

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9 Kommentare

  1. Liebe Svenja,
    wie schön, dass Du immer mehr und immer weiter in und bei Dir selber ankommst!
    Wie schön, dass Du Deine eigenen Selbstsabotagemuster und Mindfuckgedanken so klar erkennst … und angehst! Chapeau!
    Das alles aus der Ferne mitbekommen zu dürfen, ist ein wundervolles Geschenk. Vielen Dank dafür!
    Ich wünsche Dir einen wunderschönen Sonntag!
    Herzliche Grüße … von einer weiteren Frühaufsteherin :-)
    Kathrin

    1. Klar, hilft ja nichts. If you know better, you do better. Und dann muss man es nicht nur machen, sondern auch sagen, finde ich. Kaum jemand kann sich wohl davon lösen, dass das Internet Verhaltensmuster auslöst. Die Frage ist nur: Wie selbstbestimmt sind wir noch? Und wie viel davon wollen wir sehen und begreifen? Und dann vielleicht: ÄNDERN.

  2. Wie selbstbestimmt sind wir noch? Das ist eine gute Frage. Und ich muss mir hierbei selber an die Nase fassen. Zur Veröffentlichung meines Buches trage ich meinen Marketingplan zusammen. Alle Ratgeber versuchen Dir Tipps zu geben wie man genau diese gewohnten Mechanismen der Menschen nutzen kann. Ganz wohl fühle ich mich nicht damit und suche nach neuen Wegen. Denn was ich wirklich will, ist die Leute zu berühren, mit dem was ich schreibe. Ein gutes Gefühl zu hinterlassen, sie auf eine kleine Reise mitzunehmen. Neue Wege gehen ist großartig und auch berauschend. Schön, dass Du auch gerade unterwegs bist und Deine Gedanken teilst. Schönen Sonntag!

    1. Liebe Kati, Marketing und Werbung gab es schon immer. Und wenn man ein wirklich herzliches Anliegen hat, darf man doch auch ruhig Kanäle nutzen, um das zu verbreiten. Da geht es ja um authentische Werte und Lebensenergie, die Nutzen bringt. Und das spüren die, die die Inhalte lesen und nehmen etwas mit. Mich beunruhigen eher die 08/15 Inhalte der großen Industrien, die ihr Wissen über die Neugier von Menschen für ihre Zwecke nutzen. Und die haben halt oft gar nichts mit Menschenliebe und Förderung zu tun, sondern schlicht und ergreifend mit Abverkauf. Ich hoffe ja: Bald wird es nicht mehr reichen, zu signalisieren, dass man ein umweltbewusstes und menschenliebendes Unternehmen ist. Bald müssen Marken im Kern wirklich so sein, um noch Erfolg zu haben. Nur dann werden wir uns auf sie einlassen.

  3. Hallo Svenja,
    Auch ich finde dass diese Vernetzung Segen und Fluch zugleich ist.

    Letztens hatte ich eine Unterhaltung mit Freunden. Dabei kam raus, dass sie das Gefühl haben an meinem Leben teilzunehmen durch das was ich teile und da es so aussieht als sei ich glücklich haben sie nicht das Bedürfnis nachzufragen.
    Das ich aber nur einen Mini Ausschnitt dessen zeige was bei mir los ist, haben sie am Ende aber doch gar keinen Teil an meinem Leben bzw kriege ich ja keine Rückmeldung was bei Ihnen los ist. So wie man es in einer echten Unterhaltung täte.
    Daraufhin habe ich jegliche Teilung von Informationen gestoppt in den sozialen Netzwerken.
    Und habe zusätzlich eine Woche darauf verzichten Sie passiv zu konsumieren.
    Und was soll ich sagen: es ging mir wie dir. Aber irgendwann war ich so entspannt das ich wieder schauen konnte. Teilen tue ich immer noch sehr wenig. Und versuche meine Freundschaften auf “echtem” Wege wieder zu erleben. Durch Gespräche, Aktivitäten, echtes Leben.

    Von daher passt dein post auch an dieser Stelle wieder einmal in mein Leben!

    Ich denke man muss einen Weg finden, das Internet mit all seinen Vorzügen zu nutzen ohne davon abhängig zu werden. Mit Kaffee schaffe ich das doch auch ????
    Ich danke dir und freue mich auf “unsere gemeinsame Reise”

    Linda

    1. Ich bin da auch gar nicht verbittert – aber gerade weil ich halt bei Vielem hinter die Kulissen schaue und eben doch ein wenig mehr sehe, wie alle versuchen sich die Sache zu Nutzen zu machen, denke ich wahrscheinlich noch einen Deut häufiger: Stop, das geht mir jetzt aber wirklich zu weit. Manchmal frage ich mich auch, ob in 5 Jahren 50% aller Mädchen, die jetzt zwischen 8 und 15 sind, eine Essstörung haben. Die ganzen Kardashians mit ihren Coachella Outfits und anderen Must have Terminen im Jahr, die uns signalisieren wollen, was es heißt “IN” zu sein. Puh. Wie harmlos war da früher unser bisschen Klatschkonsum durch Bunte und Leute heute…

  4. Svenja, ich glaub da hilft nur eines: 20 Frauen oben auf ner Bergalm, ohne Fernsehen, Internet und Handy. Dafür mit Gesprächen über das echte Leben, mit gutem Essen und Rotwein und jeder Menge Sport an der frischen Luft. Sollte es jemals zu so einer Veranstaltung mit Dir kommen wäre ich sofort dabei!!!

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