Scharf stellen

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Je älter ich werde, desto klarer wird mir: Ich muss mich fokussieren. Es gibt noch so viele Dinge, die ich machen will, da geht das einfach nicht anders. Und damit meine ich nicht den Fokus, der andere Dinge ausschließt. Nach dem Motto: Ich muss mich jetzt voll und ganz auf DIESE EINE Sache konzentrieren, damit ich das hinkriege. Ganz im Gegenteil.

Älter werden heißt ja wunderbarerweise, dass ich gewisse Dinge ganz natürlich hinter mir lasse. Prüfungen, Ausbildungsabschlüsse, falsche Freunde, Jugendsünden. Aber es heißt auch, dass ich in Routinen gerate. Gewisse Dinge mache ich, weil ich sie schon immer gemacht habe. Weil es bequem ist, weil es vertraut ist und weil es mir Sicherheit gibt. Aber für diese Sicherheit bezahle ich einen hohen Preis. Denn die Währung ist meine Effektivität, mein Wachsen und meine Träume.

Abends eine Tüte Chips essen und ein Glas Wein trinken, lässt mich morgens nicht aus den Federn springen.

Meine Lieblingsserien zu schauen ist nicht der Wansinnsinput für mein Gehirn.

Und meine Bücher, Artikel, Posts, Videotutorials und Seminarkonzepte schreiben sich auch nicht von alleine.

Jetzt kann ich mir natürlich prima auf die Schulter klopfen und sagen: “Also, was ich in den letzten 1 1/2 Jahren alles geschafft habe.” (Und jetzt kommt der Burner, denn wenn ich das aufzähle, dann denke ich selbst: HUCH, das ist ja wahnsinnig viel). “Vegane Challenge, Buchveröffentlichung, 33 Mal die Lisakolumne, Blogposts ohne Ende, ein bisschen Fernsehen, 100 Tage Sport Challenge.”Und das ist nur der Anfang.

Denn natürlich habe ich ganz nebenbei auch noch meinen Mann unterstützt, den Haushalt geschmissen, die Kinder beaufsichtigt und gefördert. Bin zu Elternabenden gelaufen, habe Menschen besucht und Besuch empfangen, Reisen vorbereitet und gemacht undundund. Und ich könnte wetten: während ihr das lest, läuft schon eure eigene Achievementliste im Kopf mit – und die ist nicht weniger lang. Deshalb jetzt mal ausdrücklich und laut:

APPLAUS!!!! Oder noch besser: Donnernder Applaus.

Ich hoffe ihr habt ihn genossen, denn jetzt kommt der böse Nachsatz. Kommt es euch auch manchmal so vor, als würde euer Leben vorbeifliegen? Als würdet ihr nie alles schaffen und nur gerade mal so den Alltag bewältigen? Als wäre nie Raum für mehr? Greift ihr deshalb auch zu billigen Verdrängungsdrogen wie Kohlenhydraten und Fernsehen? Dem Glas Wein zum schnellen Abschalten? Lasst ihr euch auch gerne beduseln von einem guten Film anstatt mit eurem Mann zu reden (denn der Tag hat schon so viel Reden und Aufmerksamkeit von euch eingefordert, dass ihr jezt einfach mal Zeit für euch braucht?)

GENAU. Ja, so geht es mir auch.

Und deshalb wollte ich einmal ganz leise und vorsichtig anfragen, ob ihr mit mir gemeinsam wieder scharf stellen wollt. Aufhören möchtet, farbenblind zu sein, sondern wieder alles ins Leben zu lassen. Das große Glück und das kleine. Die ganze Palette an Erfahrungen, Erlebnissen, Emotionen. An Verletzungen und Freude. Den ganzen Reichtum des Lebens.

Vielleicht denkt ihr ja auch immer wieder: eigentlich möchte ich mehr. Eigentlich kann ich mehr. Und eigentlich bin ich mehr.

Aus meinen letzten Jahren mit euch weiß ich: das geht nur in Form einer radikalen Verhaltensänderung und eines ganz klaren Plans. Ich schreibe meinen hier und heute für euch auf. Vielleicht sieht eurer ganz anders aus, aber ich habe begriffen, was ich tun muss, um mein Leben wieder in den Fokus zu rücken.

Mein Plan

1. Aufstehen um 5:00

2. Yoga bis 5:30

3. Kaffee und schreiben bis 6:30

4. Kinder wecken, für die Schule fertig machen und in die Schule bringen bis 8:00

5. 8:00-12:00 Am Stück und ohne Ablenkung arbeiten. Kein facebook, keine Telefonate, keine Unterbrechungen.

6. 12:00-13:00 Mittagessen kochen und Kinder abholen.

7. 13:00-15:00 Essen und Hausaufgaben betreuen.

8. 15:00-18:00 Freie Zeit für alle – miteinander oder getrennt voneinander. Zeit für Haushalt, Mails, Besorgungen, Extras, zum spielen.

9. 18:00-18:45 Abendessen

10. 18:45-19:45 Sport oder Meditation oder Badewanne – irgendwas, was meinem Körper und meiner Seele gut tut.

11. Zwischen 19:45 und 21:00: Zeit mit den Kindern verbringen und alle ins Bett bringen.

12. Ab 21:00: Zeit für die Partnerschaft und für mich.

Diesen Plan werde ich morgen früh mit meinem Mann abgleichen (und ja: ich habe dafür bereits einen Termin in seinem Kalender eingetragen). Nun mögt ihr sagen: “Ja aber….warum brauchst Du denn dafür einen Plan?” Das kann ich euch genau sagen. Weil ich schon ganz lange über die Bedeutung von Zeit im Leben von Frauen nachdenke und irgendwann darauf gekommen bin, dass unser Problem nicht unbedingt die mangelnde Zeit ist. Ausgenommen Frauen mit kleinen Kindern – die haben genau das Problem und es gibt keine wirkliche Lösung außer sich voll und ganz dem Rythmus des eigenen Kindes anzupassen. Sonst ist man aufgeschmissen.

Das Problem ist die zersplitterte Zeit.

Auf dem Weg in mein Büro kann ich nicht die Treppe hochgehen ohne nochmal flugs ins Schlafzimmer abzubiegen und das Bett zu machen. Und dann liegt da eine Hose meiner Tochter und die bringe ich noch schnell in ihr Zimmer.

Aber da ist das Bett auch noch nicht gemacht und ich muss lüften. Schnell noch die Dreckswäsche auf dem Boden einsammeln. Im Zimmer meines Sohnes nebenan liegt noch mehr. Auf dem Weg zum Wäschekorb werfe ich einen Blick ins Kinderbad. Die Zahnspange liegt neben der Dose und die Zahnpasta ist nicht zugedreht. Dann klingelt es an der Tür und ich bekomme ein Paket.

Mein Mann ruft: ” Wer war das?” und fragt mich, ob ich schon gesehen habe, dass er drei Poloshirts in die Wäsche geworfen hat. Huch, der muss ja heute Abend in die Schweiz. Also ab an die Maschine und gleich noch die Trocknerladung von gestern falten. “Klar mach ich Dir noch einen Kaffee, Schatz.” Und sehe dabei durch die Verandatür, dass ganz viele Äpfel unter dem Baum liegen, die Wimpelkette immer noch hängt, obwohl ich sie schon gestern abnehmen wollte und jede Menge Laub von den Bäumen gefallen ist. Wie heißt nochmal die Verleihfirma, die diese Laubbläser an Privatpersonen vermietet?

Ab ins Büro (endlich) und im Internet recherchieren. Anrufen und die Auskunft erhalten, dass es noch genau eine Maschine gibt und ich die nur für eine halbe Stunde reservieren kann. “Wissen Sie, die sind natürlich gerade heiß begehrt.” Auf dem Rückweg springe ich noch schnell beim Supermarkt rein. Treffe eine Mutter aus dem Kindergarten, verquatsche mich 10 Minuten und stelle beim Blick auf die Uhr fest, dass ich mich schleunigst ans Mittagessen machen muss. Blöd, denn ich war noch gar nicht im Büro und gleich sind die Kinder zuhause und dann ist ruhiges und konzentriertes Arbeiten schwierig.

Kennt ihr das???

Ich halte mich wirklich nicht für konfus und ich kriege auch viel hin und habe viel Energie. Aber ich bin es durch die Jahre mit den Kindern gewohnt, zwischen den Tätigkeiten hin- und herzuspringen und meinen Tag möglichst effizient wie ein Tornado zu gestalten. Morgens loszuwirbeln und mit konstanter Energie den ganzen Tag alles mitzunehmen, was liegengeblieben ist oder erledigt werden muss. Immer bemüht, nicht an Schwung und Umdrehung zu verlieren. Und an Momentum.

So reiht sich die eine Minute an die nächste und ich renne durch’s Leben anstatt es zu genießen. Mein ganzer Tag wird zu einer grauen Masse aus Dingen, die halt getan werden müssen. Anstatt dass ich die Kontrolle wieder übernehme, und Dinge tue, die ICH tun muss. Weil ich sie tun will. Und zwar genau zu dem Zeitpunkt.

Ich bin fest davon überzeugt: das einzige, was ich dafür brauche, ist ein Zeitplan. Und den werde ich von Morgen bis Weihnachten einhalten, als hinge mein Leben daran. Wenn ich es geschafft habe 30 Tage am Stück Attilas konfuse Rezepte zu kochen und 100 Tage am Stück Sport zu treiben, dann schaffe ich es auch, mich und meine Zeit und mein Leben wieder scharf zu stellen. Mehr Spaß an dem zu haben, was ich tue – egal ob ich arbeite oder mit den Kindern tobe. Weil ich den Moment wieder genießen kann, anstatt ihn verstreichen zu lassen.

Alles Liebe

Eure Svenja

P.S.: Vielleicht habt ihr ja auch Lust, euch eine Zeitliste zu schreiben? Ich halte euch jedenfalls auf dem Laufenden, wie sich dieses Experiment auf mein Leben und meine Laune auswirkt – und bin jetzt schon selbst gespannt auf die Ergebnisse.

65 Kommentare

  1. Liebe Svenja, da sprichst Du sicherlich nicht nur vielen Müttern, sondern allen Freiberuflern aus der Seele, die zu Hause arbeiten. Ich hatte das auch schonmal zwei Jahre lang. Wenn mein Sohn nicht gekommen wäre, wäre ich an dem Punkt gewesen, mich in eine Bürogemeinschaft einzumieten. So hat man ganz klare ‘Arbeits’-Zeit und ‘Frei’-Zeit. Viel Erfolg mit Deinem Plan und Hut ab fürs frühe Aufstehen! ;-)

  2. Oh’ Svenja aufstehen um 5h. Da fängt mein Problem an. Ich gehe abends ganz früh ins Bett und komme morgens nicht raus. Die frühe Arbeitszeit könnte ich auch gut gebrauchen…

    Liebe Grüße
    Nina

    1. Kann ich so gut verstehen. Die hat mir das LEBEN gerettet. Kam von selbst nachdem ich auf vegan umgestellt hatte. Das bekam mir irgendwie gut – aber ist ja auch nicht bei jedem so. Da hab ich mal Glück gehabt.

  3. Liebe Svenja,
    seit ich “Challengeaktivistin” bin, beschäftigt mich schon dieses Thema!
    Denn je mehr Fassade brökelt, um so mehr erkenne ich, dass meine scheinbare Planlosigkeit der eigentliche Halt in all den letzten Jahren war. So paradox das auch klingen mag. Zu viele Dinge waren geschehen, die mir den Boden unter den Füßen wegzuziehen drohten. Hätte ich in jener Zeit versucht, Struktur reinzubringen, wäre mir die Heftigkeit der Situationen erst bewusst geworden.
    Wie jener Tausendfüßler, der tagtäglich seine Füße im Gleichschritt hält bis zu dem Tag, an dem er gefragt wird, wie er das schafft. Ab da konnte er es nicht mehr…
    Das war meine Angst und ich musste das alles überstehen und steckte in der Haut, in der so viele nicht stecken wollten.
    Also war meine Motto: Mut zur Lücke, denk nicht viel nach und plane nichts, denn es kommt eh alles anders als du planst…
    Es hat mir geholfen, die letzten 15 Jahre zu überstehen ohne durchzudrehen!
    Aber im wirklichen Leben füllt einem keiner diese Lücken im Alltag. Die sind geblieben und es ist vieles auf der Strecke geblieben und wartet auf mich. Der Preis, den ich zahlte.
    Also, meine Erkenntnis 2014: widme dich diesen Lücken und habe mehr Mut zum eigenen Ich!
    Und da ich dazu neige, mich in meinen Mitmenschen zu verlieren, hilft mir auf dem Weg zu mir selbst nur ein Plan! Und so traue ich mich, hinzuschauen und mir meinen Plan zu erstellen.
    Danke für deinen Post!
    Herzliche Grüße
    Anette

  4. Du sprichst mir aus der Seele!!!!! Dieses ständige verzetteln raubt auch mir die Zeit. Was ich bis die Kids heimkommen nicht geschafft habe, muss ich fast immer schieben. Ganz ehrlich – meine Bürotage sind die Ruheinsel in meinem Leben, der Luxus konsequent an einer Sache zu arbeiten und drüberbleiben zu können ohne “Mamaaaaa kommst du mal…” Ist herrlich. Stundenplan find ich super, hatte ich auch schon mal für mich erstellt. Funktioniert so lange bis ein Kind krank wird, der Mann auf Geschäftsreise ist oder irgendwelche Extras anstehen. Mama sein = Flexi-Woman sein mein Fazit !

  5. Hallo,
    ja das ist ja mal genial. Wer kennt das nicht? Auf dem Weg in Raum x, kommst Du an y und zu vorbei und erledigst dort Dinge und zu guter Letzt bist Du völlig ab von dem, was Du eigentlich machen wolltest. Das frühe Aufstehen – gerade auch am WE – möchte ich ganz ganz dringend umsetzen, hab dabei aber wirkliche Problem :-( Gähn, aber vielleicht ist es wirklich nur Übungssache und dann dieser doofe ;-) PC. Da willst Du morgens oder vormittags nur einmal schnell die Mails checken oder nur mal eben nachsehen, was die Facebook-Freunde so machen und schwupps aus dem *mal eben schnell* ist – eh Du Dich versiehst – eine Stunde oder sogar mehr geworden, alleine schon, wenn Du mal eben einen Link bei Fb anklickst, obwohl ich natürlich heute über das Anklicken von Svenjas Link heilfroh war. Geteiltest Leid ist doch halbes Leid :-) Ich werde sicherlich Deinen Plan als Grundlage nehmen und leicht in meine Richtung abändern – die 100 Tage Challenge war auch schon genial – allerdings hab ich trotz 2. Startversuche es nicht geschafft durchzuhalten – jeden Tag ist für mich zu viel, aber dennoch möchte ich auch gerade mit einem Tagesplan somit auch Sport mehr einplanen. Schwierig finde ich bei diesen Plänen das Unvorhergesehen: Elternabende, unerwarteter Arzttermin……..bin gespannt, was Du damit machst. Freu mich auf jeden Fall auf weitere Artikel von Dir………..und dann sollten wir alle daran denken: Leben ist das, was passiert während wir planen ;-) Das haut mich dann immer wieder aus dem Plan :-)

  6. Was mir am besten hilft: nur einen ganz groben Zeitplan, dafür aber einen SEHR detaillierten Zielfilm. Also meine eigene Story für den Tag – nach dem Motto „Wie sieht mein Tag heute in richtig aus?“ Je klarer ich meinen Film vor Augen habe (am besten in 3D), je genauer ich also weiß, wie das Ergebnis aussehen soll, desto mehr schaffe ich – und das auch noch mit Spaß. Ein Leistungssportler ruft auch dann seine beste Leistung ab, wenn er mental das Match oder den Parcours ganz klar vor Augen hat, sich also richtig programmiert hat. Das, was wir alle so jeden Tag wuppen, ist ja auch ganz schön sportlich. Also ist es fair enough, dass wir die Tools von Leistungssportlern nutzen. Wenn ich mich optimal eingestellt habe, dann lasse ich automatisch alles sein, was mich von meinem Ziel ablenkt – tschüss fb und Konsorten. ABER (ja, ein Aber gibt es hier auch) das Ganze funktioniert nur, wenn ich mir die Zeit für meinen Zielfilm auch wirklich nehme, z.B. ganz früh beim Morgenspaziergang mit unserem Hund UND am Sonntag Abend, wo ich mein Drehbuch für die kommende Woche „schreibe“.
    Danke, liebe Svenja, dass du mich mal wieder an das erinnert hast, was ich eigentlich weiß, aber immer noch nicht täglich anwende…

  7. Hallo Svenja,

    Es war so schön, dich in Frankfurt zu treffen, leider hat mich die Wirklichkeit ein paar Tage später sehr hart auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
    Ich habe nach über 1 1/2 Jahren eine Diagnose für meine zungenlähmung erhalten.
    Ich habe ALS, mein schlimmster Alptraum ist wahr geworden.
    Die bulbäre Form, noch viel seltener und unbehandelbarer.
    Für mich und meine Familie ( für die noch mehr als für mich) ist eine Welt zusammengebrochen.
    Jetzt habe ich mich wieder berappelt und beschlossen dem Arschloch ALS den Stinkefinger zu zeigen.
    Ich werde nicht aufgeben, ich mache weiterhin Zumba, Yoga und gehe laufen.
    Und werde auch weiterhin Thermomixpartys machen und Thermomixe verkaufen, schließlich hab ich im Mai mein 15 jähriges.
    Und Witze erzählen, braucht halt jetzt ein bisschen länger.
    Und stricken und nähen…….

    Campe diem, jetzt noch mehr als zuvor, die Tage sind gezählt

    Liebe Grüße

    Lisa

    1. Liebe Lisa, das tut mir unglaublich leid. Was für eine beschissene Diagnose. Was anderes kann man da ja gar nicht sagen. Würde Dich jetzt gerne drücken, einfach um Anteil zu nehmen. Mir fehlen komplett die Worte. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich habe ehrich gesagt immer gedacht, dass es vielleicht irgendwas emotionales ist. Mehr so ein “Ich will nicht mehr sprechen weil mir die Worte fehlen oder weil ich nicht ausdrücken kann/darf, was ich fühle.” An eine körperliche Ursache habe ich nicht im Entferntesten gedacht. Werde mich jetzt erstmal über ALS informieren – ich weiß zu wenig darüber, bevor ich Dir wieder schreibe. Drück Dich, Svenja

  8. Hi Svenja,

    du hast so recht… ein Plan würde vieles erleichtern.
    Ich muss mich da auch mal ran machen… allerdings habe ich den Kniff, dass bei mir jeder Tag anders ist. Ein Tag Home-Office, zwei Tage komplett im Büro, zwei Tage daheim… ich bräuchte quasi drei Stundenpläne… mal schauen, ob ich das sortiert kriege.

    Meine Frage wäre zu Deinem Plan wäre: ich finde deine “Auszeit” zwischen 18.45 und 19.45 Uhr genial. Aber wann machst du die Küche nach dem Abendessen kochen sauber? Ich versuche deinen Plan gedanklich auf mein Leben zu übertragen… und wenn ich nach dem Abendessen Sport treibe, dann die Kinder bespaße und ins Bett kuschle (3, 6 und 9 Jahre) und anschließend den Feierabend mit meinem Mann genieße… wir würden in einem chaotischen Wohnzimmer mit angrenzender Küche, die in Geschirrbergen versinkt sitzen/liegen ;)

    Momentan ist es bei uns eher so, dass wir nach dem essen noch Zeit mit den Kindern verbringen. Dann geht der große insBettbring-Marathon los.
    Wenn alle drei in ihren Betten kuscheln, dann dauert es noch ein gutes Stück bis mein Mann und ich die Küche wieder frühstücksbereit haben, das Wohnzimmer wieder im Normalzustand ist und evtl. muss auch noch Wäsche gefaltet/ verräumt werden…
    Dann ist es oft schon 21/ 21.30 Uhr. Wenn ich gut drauf bin, dann wird noch ein wenig die Yogamatte ausgerollt oder irgendwelche E-Mails beantwortet. Und um 22/22.30 Uhr bin ich dann tot müde…

    Ich versuche nur grad meine Gedanken zu ordnen und bin mir nicht sicher wo bei uns der Fehler im System liegt… Vielleicht ist der Fehler, dass die Kinder noch 3, 6 und 9 sind? Sollte ich abwarten bis die Kinder 9, 12 und 15 sind und dann anfangen strukturiert zu werden?

    Wie auch immer… vielen Dank für den Denkanstoß.

    LG, Isabel

    1. Huch – so viele Fragen gleichzeitig ;-) Definitiv ist ein Großteil der Sachen, die Du beschreibst, deshalb so, weil eure Kinder VIEL kleiner sind. Da war bei uns auch Vieles nicht nebenbei zu erledigen. Aber wenn die Kinder fast 9 und fast 11 sind, dann kann man eben auch bei der Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag alles aufräumen und Geschirrberge wegräumen so das abends nur noch die bare essentials rumfliegen. Andere Zeiten, andere Sitten. Wie der Plan aufgeht und ob das alles so klappt, wie ich mir das vorstelle, werden wir ja sehen. Ich berichte jedenfalls weiter auf dem Blog.

  9. Das hört sich schrecklich an. Meinen Respekt dafür, so leben zu können. Ab 21 Uhr Zeit für die Partnerschaft, wenn man vor 6 aufstehen möchte? Manche Frauen leisten wirklich Übermenschliches. So können die Männer bequem weiter in den 50er Jahren leben – ich glaube, das Problem ist hier die klassische Rollenverteilung. Nie im Leben könnte ich eine so massive Einschränkung meiner persönlichen Freiheit aushalten, wie sie hier in jedem Satz durchklingt. Respekt und alles Gute.

    1. Ich finde es immer wieder aufregend, wie sehr jeder seine eigene Geschichte in meinen Post hineinliest. Irgendwie scheint der einen Nerv getroffen zu haben. Während ich hier oben an meinem Schreibtisch sitze und arbeite sitzt mein Mann unten an seinem Schreibtisch. Auch er hat jetzt eine Liste gemacht, wie er seinen Tag verbringen will. Wenn Du die siehst wirst Du weder an die 50er Jahre denken noch das Gefühl haben, dass ich Übermenschliches leiste. Sondern eher ein Paar sehen, das zusammen in eine neue Lebensphase eintritt. Also: bitte einfach wieder einschalten wenn es weitergeht mit dem Thema – und keine Angst: Ich lasse mich schon nicht unterbuttern. Dazu bin ICH nämlich viel zu freiheitsliebend ;-)

  10. Ich mache auch manchmal solche Zeitpläne, geschrieben auf Karteikarten. Und zwar immer dann, wenn ich merke, das mir mein Leben über den Kopf wächst. Ich habe darin aber mittlerweile eine gewisse Erfahrung und Routine, so dass ich das nur noch selten brauche. Die meiste Zeit habe ich einen Plan im Kopf, den ich befolge und der mir mein Leben “sortiert”. Oder aber ich lasse den Plan auch mal Plan sein und befolge ihn eben NICHT, weil es draußen so schön ist und die Sonne auf die Terrasse scheint und ich nicht weiß, wie lange noch. ;-)
    Zu deinem Plan: Bist du ein Mensch, der wenig Schlaf braucht? Ich glaube, ich würde nach ein paar Tagen zusammenbrechen, weil eben der Schlaf fehlt. Das wäre mir definitiv zu wenig. (Es sei denn, du meinst mit “Partnerschaft” hopp ins Bett, 20 Minuten Liebe und dann Nachtruhe, hihi…)
    Liebste Grüße
    Bille

  11. Hi Svenja,

    Deine Seite gibt mir immer wieder neue Impulse und manchmal auch Tritte in den Allerwertesten, die ich dringend brauche. Ich bin vor 2 Wochen schon mal am PC gesessen und hab mir – nach Beginn des neuen Schuljahres und Bekanntgabe der Kindertermine (v.a. Fußball argh) auch versucht, einen Stundenplan zu basteln. Letzte Woche hab ich ihn unvollendet wieder gelöscht, da ich auch für fast jeden Tag einen anderen brauche (2 halbe und 1 ganzer Tag Arbeit mit 3 Kindern – 7, 4 und 2). Dank Deines Postes gestern, der genau zu richtigen Zeit kam, hab ich jetzt einen “Stundenplan” und hab allerdings auch festgestellt, dass es auch ohne Stundenplan oft schon so abläuft (nur die Ablenkungsquote ist halt deutlich höher) …. also ich bin dabei

  12. Was für eine herrliche Geschichte aus deinem Alltag. Ohje, irgendwie kenne ich das. Man möchte das eine tun, kommt dann zum nächsten Geschehen und rutscht von einem Erlebnis zum anderen, und am Ende hat man genau nicht das gemacht, was man wollte.

    Ob ich es nochmal hinbekomme, einen Plan aufzustellen?

    lg nancy

  13. Hallo Svenja,
    ja, ich kenne genau das Problem – stelle aber fest, egel wie gut mein Plan ist, es kommt immer anders als man denkt.
    Und ich schließe mich einen Frage an: Wie schaffst Du es in 45 Min Abendessen zuzubereiten, zu essen und die Küche wieder aufzuräumen?
    Was ist mit den vielen Extraterminen? Elternabend, Konzertkarten, Besuch von Freunden am Abend? Davon haben wir jede Woche mindestens ein Ereignis. Wohin “bastelst” Du Arzttermine und Co?
    Danke für Deine Anregungen

  14. Hallo Svenja,
    auch ich hab – wie viele andere hier – ein Problem mit dem frühen Aufstehen (6 Uhr ist bei mir so eine Grenze). Hinzu kommt, dass mein Mann bei uns eher die Nachtigall ist und abends länger wach und ich dann doch häufig erst kurz vor ihm oder zeitgleich mit ihm ins Bett gehe.
    Und Ablenkungen gibt es leider auch mehr als genug (dein Blog mit eingeschlossen ;-) Sei es auf der Arbeit oder zuhause. Ich will deinen Plan auch zum Anlass nehmen, daran zu arbeiten (konzentrierter an einer Sache dran zu bleiben). Aber mit zwei noch relativ kleinen Kindern werde ich bei dem ein oder anderen wohl auch ein paar Abstriche machen müssen.

    Was ich gemerkt hab, dass es mir gut tut, in Ruhe in den Tag zu starten, bevor um mich rum die Welt (Mann und Kinder) erwacht. Aber vor 6 Uhr…
    Ich will es versuchen. Als Starttermin hab ich mir den 26. oder 27. Oktober ausgesucht. Warum?
    In der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober wird die Uhr umgestellt, d.h. wenn ich dann um 5 Uhr (neuer Zeit) aufstehe, wäre schon 6 Uhr (alter Zeit). Vielleicht lässt sich die Uhrumstellung als Anstoß nutzen… und ist vielleicht für andere, die hier mitlesen, auch eine Gelegenheit, das mal auszuprobieren. Wenn es dann nicht ganz so schwer fällt.
    Ich bin auf jeden Fall gespannt auf deine Zwischenstandsberichte.
    Liebe Grüße
    Babs

  15. Hallo Svenja,

    Deinen Blog habe ich gefunden weil ich gegoogelt habe, ob jemand Erfahrung mit einem selbst aufgestellten, quasi klösterlichen Stundenplan im Alltag hat.

    Inspiriert durch den Tagesablauf in Klöstern christlicher sowie der Zen-Tradition habe ich in den letzten Jahren immer wieder diverse Stundenpläne für mich aufgestellt. Ich konnte noch nie etwas mit “Zeitmanagement” anfangen, dafür aber umso mehr mit strukturierten Tagesabläufen. Derweil folge ich wieder einem Plan und erfahre dadurch Zeitgewinn und Konzentration auf das, was ich gerade tue. Gleichzeitig wird die Macht der Ablenker wie Internet usw. geringer.
    Die Fragen Deiner Leser bzgl. all der Dinge die Du nicht eingeplant hast, sind leicht zu beantworten: Der Plan funktioniert natürlich nicht!
    Hä? Aber ich sagte doch gerade dass ich einem Plan folge?
    Ja, aber es gibt keinen Tag an dem ich ihm so exakt folgen kann wie er auf dem Papier steht. Mal habe ich einen Termin, mal ist ein Kind krank, mal schmeiße ich ihn weil ich mit meiner Liebsten in die Sauna gehe, mal schlafe ich länger weil ich zu müde bin. Damit verliert der Plan aber nicht seinen Sinn!
    Der Plan ein Grundgerüst, zu dem ich täglich immer wieder zurückkehre, wenn ich gerade nicht mehr weiß, was eigentlich anliegt oder wenn ein Block leerer Zeit vor mir liegt.
    Mein Plan enthält allerdings noch genauere Angaben täglicher Routinen (Meditation, Instrument üben, Aufräumrunde), die ich dann auch wie Bausteine verschieben kann.
    Wenn man den Plan als Werkzeug sieht, das ich nach Belieben nutzen oder liegen lassen kann, in der Spannung zwischen Freiheit und Strukturierung erfüllt er seinen Zweck hervorragend. Ihn als Diener zu betrachten und nicht als Sklaventreiber musste ich allerdings auch erst lernen.

    Liebe Grüße

    Oliver

    1. Lieber Oliver, toll, dass Du Dir die zeit genommen hast, so ausführlich über Dein Vorgehen zu schreiben. Du hast jetzt aber nicht zufällig noch einen Blog dazu, der meine Leser auch interessieren könnte? Fragen schadet ja nicht. Wenn ja, schreib ihn gerne hier in die Kommentare!!! Ich bin gespannt. Liebe Grüße, Svenja

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